Josef Kraus, bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbands, sieht in der „Schulpflicht eine großartige pädagogische und vor allem eine große soziale Errungenschaft. Die Bürger- und Menschenrechte werden durch eine solche Pflicht keineswegs verletzt. Hier liegt der Europäische Gerichtshof völlig daneben. Im Gegenteil: Erst durch solide Bildung wird man zum mündigen Bürger.“
Schulpflicht auch eine Maßnahme gegen Kinderarbeit
Ohne Schulpflicht würde „wohl kaum mehr als ein Zehntel der Kinder – Kinder nämlich bildungsbeflissener und wohlhabender Eltern – in den Genuss von Bildung“ kommen. Zugleich erinnert er daran, dass die Schulpflicht eine Maßnahme gegen Kinderarbeit war, weshalb es bei der Einführung Widerstand gab. Auch weist Kraus auf die häufig desaströsen Verhältnisse an amerikanischen Schulen hin, weswegen es auch einen großen Zulauf zum Homeschooling gebe.
Eltern können ihre Kinder nicht in allen Bereichen angemessen unterrichten
„Im übrigen darf man nicht übersehen, welche Folgen die Zulassung von Homeschooling gerade in Populationen mit Migrationshintergrund hätte. Es wäre dann zu befürchten, dass hier in Teilen noch mehr Abstinenz gegenüber solider schulischer Bildung praktiziert würde. Der Weg in Parallelgesellschaften wäre – gerade für muslimische Mädchen – weiter geebnet.“ Auch könnten Eltern, selbst wenn sie als Lehrer qualifiziert wären, nicht in allen Bereichen ihre Kinder angemessen unterrichten.
DT (jobo)
Welche Argumente Josef Kraus noch vorbringt und was die Argumente der Gegenposition sind, erfahren Sie im „Pro und Contra“ in der Ausgabe der „Tagespost“ vom 17. Januar 2019.