Von Johannes Seibel Sind Intellektuelle per se bessere Menschen? Eine alte Streitfrage, die neue Nahrung bekommen hat, nachdem der mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadiæ festgenommen wurde. Während der Kriege der neunziger Jahre im ehemaligen Jugoslawien mitten in Europa soll der studierte, praktizierende Psychiater und passionierte Lyriker auf dem Gebiet des heutigen Bosnien-Herzegowinas für den Tod von 75 000 Zivilisten mitverantwortlich sein. Er war aber nicht der einzige Akademiker, der in den jugoslawischen Auflösungskriegen an die Front zog. Warum also können kraft ihrer Bildung als vernünftig geschätzte Menschen so weit kommen? Weshalb verteidigt gar ein so geachteter Schriftsteller wie Peter Handke vehement Protagonisten ...