Am 30. März vor 275 Jahren wurde der Spanier Francisco de Goya geboren. Er wird seine Kunst vollkommen beherrschen – egal, ob er Inquisitionsszenen oder Selbstbildnisse, gespenstische Büßerprozessionen oder Porträts geheimnisvoller Damen schuf.
Er entwarf Wandteppiche mit volkstümlichen Szenen und bannte die Erschießung Madrider Widerständler durch napoleonische Truppen in Öl auf Leinwand. Bei allem hatte er seinen eigenen Kopf. So scheute er sich nicht, als Hofmaler der spanischen Königsfamilie mit satirischer Absicht den Stumpfsinn ins Gesicht zu malen.
Eher antiklerikal
Und es sei schwierig, etwas über die Religiosität Goyas zu sagen, trotz seines umfangreichen christlichen Werks: „Wir gehen sicher nicht fehl in der Annahme, dass er antiklerikal eingestellt war. Doch zu behaupten, er sei nicht religiös gewesen, ist sicher ebenso falsch“, schreibt Fred Licht in seinem Buch „Goya – die Geburt der Moderne“. Der Künstler war, vermutet Licht, „wie so viele seiner Zeitgenossen in Spanien, Italien und Frankreich“ daran interessiert, „die Kirche zu reformieren, aber nicht, sie zu zerstören“. Auch wenn sich Goya als Kind der Aufklärung sah, empfing er doch weiter die Sakramente.
Antonius im Mittelpunkt
Eines der großen Werke Goyas ist die Ausgestaltung des Kirchleins San Antonio de la Florida in Madrid. Den Auftrag dazu hatte ihm König Karl IV. gegeben. Goya gestaltete diese „Sixtinische Kapelle“ Madrids in kürzester Zeit, von Juni bis Dezember 1798. Im Zentrum steht das Mirakel des heiligen Antonius von Padua, der Augenblick, in dem er in einer Menschenmenge einen Ermordeten zum Leben erweckt. Der Hintergrund des Geschehens war, dass der vater von Antonius unschuldig wegen Mordes angeklagt war. Durch die Wiedererweckung des Toten konnte dieser selbst den Schuldigen nennen.
Bemerkenswert ist auch der Stil Goyas. Er wird als „begabter Lieferant fremder Stilausprägungen“ bezeichnet, der sich zeitgenössische neopolitanische und römische Malweisen zu eigen machte. DT/ari
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