Die Nachricht vom Tode der Schriftstellerin Christa Wolf ist mehr als nur die Information über das Ableben einer weltbekannten deutschen Autorin, die vor der Wiedervereinigung Deutschlands sogar als Kandidatin für den Literaturnobelpreis gehandelt wurde. Die in ihrer Heimat aber, spätestens seit Anfang der neunziger Jahre, als ihre zeitweilige Spitzeltätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR offenkundig geworden war, unversöhnliche Gegnerschaften provozierte. Sie markiert vielmehr eine Zäsur: Denn mit Christa Wolf ist die letzte, paradox formuliert, gesamtdeutsche Repräsentantin einer „DDR“ gegangen, die nie existiert hat.
Gefangen im verführten Denken
Verteidigerin der politischen Freiheit gegen die menschenverachtende Diktatur – Zum Tod der Schriftstellerin Christa Wolf. Von Ulrich Schacht