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"Furche"-Chefredakteur: Es gibt keine weltanschauliche Neutralität

Selbstgerechtigkeit, Abgehobenheit und Anpassung an den Zeitgeist: die Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus.
Die Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus heute
Foto: Rene Ruprecht (dpa) | Schneller selbstgerecht: die Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus.

Nach Ansicht des Chefredakteurs der österreichischen Wochenzeitung "Die Furche" hat der Journalismus heute ein Glaubwürdigkeitsproblem. Durch Anpassung an den Zeitgeist, eine zunehmende Distanz zwischen Journalisten und Rezipienten, aber auch durch Selbstgerechtigkeit und Abgehobenheit sei Glaubwürdigkeit verloren gegangen, so Rudolf Mitlöhner. "Diese Glaubwürdigkeit der je eigenen Marke wäre der einzige Trumpf, mit dem sie in dem die traditionellen Medien an sich schon existenziell bedrängenden technologischen Wandel punkten könnten", meint der Journalist im Gespräch mit der "Tagespost".

Pressefreiheit von innen bedroht

Die Pressefreiheit sieht Mitlöhner im Unterschied zu früheren Zeiten nicht durch die herrschende Obrigkeit von außen bedroht, sondern von innen: "Durch selbsternannte Eliten der politmedialen Blase, durch die Gesinnungsdiktatur der political correctness, einen Konformismus des linksliberalen Mainstreams, der moralisch überhöht wird, aber keine Entsprechung im tatsächlichen Meinungsbild der Bevölkerung hat."

Verhältnis von Kirche und Medien "gar nicht so schlecht"

Das Verhältnis von Kirche und Medien schätzt Mitlöner als "an sich gar nicht so schlecht" ein. Das Problem sieht er vielmehr darin, dass das Interesse an Kirche jenseits des Skandalträchtigen gesunken sei. Dies habe damit zu tun, dass das kulturreligiöse Wissen in der Gesellschaft, "der Grundwasserspiegel des Glaubens", tendenziell sinke. "Es ist also vermutlich für die Kirche noch schwieriger, das medial zu vermitteln, worum es ihr eigentlich zu tun sein müsste."

Auf die Frage, welche Rolle der weltanschauliche Hintergrund für die journalistische Arbeit spiele, mein Mitlöhner: "Mit Sicherheit eine sehr große – es gibt keine weltanschauliche Neutralität." Jedoch sei der weltanschauliche Hintergrund bei Journalisten im Schnitt ein anderer als beim Rest der Bevölkerung.

Worüber die Medien nach Ansicht Rudolf Mitlöhners zu wenig berichten, erfahren Sie dem Interview, das Josef Bordat mit dem Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung "Die Furche" für die aktuelle Ausgabe der "Tagespost" vom 07. Februar 2019 geführt hat. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

DT/mlu

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