Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Regensburg

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis: Eine starke Frau

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis wird 60 – Eine kleine Geburtstags-Hommage.
Frau mit Durchblick: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
Foto: dpa | Frau mit Durchblick: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sagt die Dinge, die ihr auf dem Herzen liegen. Auch in der Kirche.

Charisma kann man nicht kaufen und auch nicht lernen. Man hat es, oder man hat es nicht. Gloria von Thurn und Taxis, die am Sonntag 60 Jahre alt wird, hat Charisma. Eine ganze Menge sogar. Was wohl der Hauptgrund dafür ist, neben einem gesunden Lebensstil, dass man ihr das Alter nicht ansieht. Wo immer die agile Fürstin auftritt: sie strahlt eine geballte Ladung Energie und Lebensfreude aus. Eine Seltenheit, gerade in Deutschland und insbesondere in katholischen Kreisen. Wo andere nörgeln oder sich in Pessimismus-Orgien suhlen, ist Gloria diejenige, die mit deutlicher Stimme sagt, was Sache ist oder Sache sein sollte. Egal, ob es sich dabei um die innere Sicherheit der Kirche oder des Landes handelt. Gloria rockt!

Gloria von Thurn und Taxis hat nie Angst, mit ihrer Meinung anzuecken 

Zum Beispiel für den Zölibat, für die katholische Tradition und die bewährte Weltoffenheit der Laien – gegen nationalkirchliche Verengungen und eine Sakramentendeformation. Aber auch für die politische Meinungs- und Gedankenfreiheit hat sich die Fürstin, die in den 1980er Jahren aufgrund ihrer unkonventionellen Kleidung und Frisuren bekannt wurde, stets vehement eingesetzt. Ohne Angst, dabei anzuecken oder gegen die Meinungshegemonie des Zeitgeistes zu verstoßen. Das „Klima“ und einen gewissen „Klimawandel“ bezweifelt sie nicht, aber dass diese Phänomene „menschengemacht“ sein sollen, schon. Mögen menschengemachte Statistiken zum Teil auch das Gegenteil behaupten.

Zur Flüchtlingskrise hatte die Mutter von drei erwachsenen Kindern, die in Afrika aufwuchs, früh eine dezidierte Meinung: Bereits 2015 warnte sie, dass Deutschland ein „großes Sicherheitsproblem“ bekommen werde. „Die Sicherheit, die wir gewöhnt waren, zu haben, wird es nicht mehr geben.“ Hat sie damit nicht Recht behalten?

Doch bei all diesem Durchblick und verbalem Engagement: das, was der polyglotten Fürstin neben der modernen Kunst besonders am Herzen zu liegen scheint, ist das soziale Engagement. Der Dienst am Menschen. Regelmäßig öffnet sie ihr Regensburger Schloss für Menschen in Not. „Wasser predigen und Wein trinken“ ist nicht ihr Ding. Dann lieber Hefeweizen für alle, aber in Maßen. Denn gutes Benehmen und die Erfüllung von gewissen Etiketten sind der flotten Katholikin nach wie vor wichtig. Was nicht heißt, dass man bei Rockkonzerten im eigenen Schloss nicht auch das Tanzbein schwingen dürfte.

„Heute kommen schon mal Elton John, Tom Jones und Sting bei ihr vorbei. Doch man täusche
sich nicht. Gloria von Thurn und Taxis ist eine zu komplexe Persönlichkeit, um sie auf
das Niveau einer ,Pop-Aristokratin' oder eines ,Popstars der Rechten' zu reduzieren“

Alles hat seine Zeit und seinen Platz. Legendär sind Glorias Kontakte zu den „Rolling Stones“, Prince und Andy Warhol. Heute kommen schon mal Elton John, Tom Jones und Sting bei ihr vorbei. Doch man täusche sich nicht. Gloria von Thurn und Taxis ist eine zu komplexe Persönlichkeit, um sie auf das Niveau einer „Pop-Aristokratin“ oder eines „Popstars der Rechten“ zu reduzieren. Sie ist immer auch eine bodenständige Unternehmerin, die nicht nur für ein gigantisches Erbe verantwortlich ist, sondern auch für eine ganze Reihe von Schloss-Angestellten Verantwortung trägt. Angesichts dessen die Balance aus Pflicht und Freude, Disziplin und Genuss in einer lebendigen Harmonie zu halten, ist keine Kleinigkeit, doch Gloria schafft das geradezu spielerisch. Als wäre sie die maßgeschneiderte Verkörperung von „Gaudium et spes“, dem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils, welches das Verhältnis der Christen zur modernen Welt neu regeln sollte. „Dem Evangelium gewissenhaft folgend und aus seinen Kräften lebend, verbunden mit allen, die die Gerechtigkeit lieben und pflegen, haben sie das große Werk, das sie hier auf Erden zu erfüllen haben, begonnen, über das sie ihm, der am Jüngsten Tag alle richten wird, Rechenschaft geben müssen.“

Bei Gloria von Thurn und Taxis spürt man, dass sie sich auch dem Aspekt der „Rechenschaft“, der heute in vielen Stuhlkreis-Gemeinden so gern weg-gepredigt wird, durchaus bewusst ist. Kommt daher ihre Leidenschaft, bestimmten Bischöfen den Rücken zu stärken? Sie zu motivieren? An ihrer Loyalität und Treue gegenüber dem Lehramt besteht jedenfalls kein Zweifel.

Kompromissloser Lebensschutz ohne Fanatismus

Vollkommen kompromisslos ist Gloria wohl nur bei einem Thema: beim Lebensschutz. Wo immer sie auftritt und Menschen begegnet, erinnert sie an den Schutz derjenigen, die am schwächsten sind, die ungeborenen Kinder. Ganz ohne Fanatismus tut sie dies, wie überhaupt fundamentalistische Züge dieser lebensbejahenden, starken Frau mit dem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl und einem blitzgescheiten Humor völlig fern sind.

So ist Gloria von Thurn und Taxis im Laufe der Jahrzehnte eine lebenskluge Persönlichkeit geworden und eine Katholikin, die ihr Charisma zum Wohl der Kirche einsetzt. Das ist ihr „großes Werk“.

Man kann der katholischen Kirche nur wünschen, dass dieses Werk noch lange nicht zu Ende ist. Ad multos annos, Durchlaucht!

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Stefan Meetschen Bischof Gloria von Thurn und Taxis Katholikinnen und Katholiken Zweites Vatikanisches Konzil Zölibat

Weitere Artikel

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott