Der Philosoph und Medien-Experte Professor Norbert Bolz macht sich Sorgen um die Diskussionskultur in Deutschland: „Es wird nicht mehr argumentiert. Weil es zu anstrengend ist, zu denken und zu diskutieren, bezieht man Position und zeigt Haltung. Dieser Starrsinn sentimentaler Empfindlichkeiten nennt sich selbst „woke“ und hält sich für links.“
Moralisch entrüstet
Dabei diagnostiziert eine intellektuelle Verengung: „Wer moralisch entrüstet ist, kann nicht mehr denken. Statt dessen sitzt man zu Gericht. Der Philosoph Odo Marquard hat das die Tribunalisierung unserer Lebenswirklichkeit genannt. Manichäisch spaltet man die Welt in Gut und Böse. Skeptiker nennt man heute Leugner, das heißt wer zweifelt, versündigt sich an einer dogmatischen Wahrheit.“
Unfähig zur Debatte
Eine „Unfähigkeit zur Opposition und zur Debatte“ zeige sich nicht nur in den Parlamenten, sondern auch in der Wissenschaft. „Gefälligkeitsgutachten und Wissenschaft auf Bestellung sind heute an der Tagesordnung – weiter kann man sich von der Kultur der Aufklärung nicht entfernen. Wir leben nicht in einer postmodernen, sondern in einer antimodernen Kultur.“ DT/mee
Norbert Bolz über die schwindende Debattenkultur in Deutschland. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.