Kaum einer der viel gescholtenen Monarchen der Alten Welt hat einen derart schlechten Ruf wie der Bourbonenkönig Ludwig XVI., der am 21. Januar 1793 hingerichtet wurde. Man sieht in ihm ein unsichere, widersprüchliche, ja schwache Persönlichkeit, die der historischen Situation nicht gewachsen war. Der französische Sozialist Jean Jaures wies bereits im Jahre 1900 darauf hin, dass Ludwig XVI. die Notwendigkeit einer Modernisierung der französischen Gesellschaft selbst erkannt, ja sogar der Revolution Tür und Tor geöffnet habe, um eine „royalistische Demokratie“ zu formen, dann aber von den Ereignissen derart überfordert war, dass er sogar das Ausland zur Hilfe rief, um den Aufstand niederzuschlagen.
Feuilleton
Ein Nichts aus Lilien?
Französische Historiker zeichnen ein schlechtes Bild vom Bourbonenkönig Ludwig XVI. Ohne das Bewusstsein göttlicher Sendung endete der Monarch auf dem Schafott. Von Alexander Pschera