Der 1867 in Oberammergau geborene Ludwig Thoma ist eigentlich für seine Lausbubengeschichten bekannt geworden. Er war ein Bestsellerautor, dessen Publikationen immer Erfolg hatten. Von seinem Werk werden wohl die drei großen Bauernromane bleiben, „Andreas Vöst“ (1906) „der Wittiber“(1911) und „Der Ruepp“ (1921).
Plastische Sprache
Nie zuvor wurde die bäuerliche Lebenswelt bis in die Sprache hinein so plastisch dargestellt. Gern gelesen bleibt auch das Versepos „Heilige Nacht“ (1915), bei dem die Geburtsgeschichte in eine bayerische Kleinstadt verlegt ist. Thoma sollte auf den Wunsch der Mutter hin Priester werden, promovierte zu ihrer großen Enttäuschung aber als Jurist und veröffentlichte literarische Arbeiten.
Thoma entwickelte aber noch ein ganz anderes Gesicht. Er schrieb Zeitungsartikel in rechtsextremen und antisemitischen Zeitungen, unter anderem in der antisemitischen Zeitschrift „Auf gut deutsch“. Der am 26. August 1921 gestorbene Thoma verteidigte in seinem letzten Lebensjahr noch die höhere moralische Ordnung von Revolutionen, in denen Maßstäbe von Gut und Böse nicht mehr gelten.
Rechtfertigung von totalitären Ideen
Der Revolutionär habe eine höhere moralische Legitimation, was Lenin wenige Jahre zuvor schon in Bezug auf die Oktoberrevolution formuliert hatte: „Uns ist alles erlaubt!“ Mit dieser Selbstermächtigungsformel, wie sie der Philosoph Hermann Lübbe nannte, hat Thoma gewissermaßen die politischen Ideologien der damals totalitären Herrschaften gerechtfertigt. Der Lebensrhythmus des großen Jagdliebhabers wurde von der Jagdsaison bestimmt. Beim Pfeiferauchen und Kartenspielen mit anderen Jägern fühlte er sich am wohlsten. DT/ari
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost eine umfassende Darstellung der zwei Gesichter des Ludwig Thoma. Das Epaper der Ausgabe können Sie