Nicht erst der Fall des früheren „Spiegel“-Redakteurs und zigfachen Artikelfälschers Claas Relotius hat es Ende 2018 vielen Menschen deutlich vor Augen geführt: Fälschungen und Betrügereien sind ein großes Ärgernis – egal ob diese nun im Journalismus, in der Kunst, den Wissenschaften oder in Politik und Wirtschaft geschehen. In erster Linie sind Fälschungen und Betrügereien natürlich vor allem für diejenigen ein Ärgernis, die diesen auf den Leim gehen. Doch nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren Urheber werden die eigenen Fälschungen und Betrügereien erfahrungsgemäß nach geraumer Zeit äußerst ungemütlich. Denn wie erfreulicherweise immer wieder festzustellen ist: Am Ende kommt die Wahrheit meist ...
Feuilleton
Die Lust am Fälschen
Man kann sich zu Recht über Betrüger und Hochstapler echauffieren – doch man kann sie gleichzeitig auch schätzen als Entlarver einer Gesellschaft, die Konformismus über Exzellenz stellt und toxische Starrheit und eingefahrene Wege notwendigem Hinterfragen und out-of-the-box- Denken vorzieht. Von Stefan Ahrens