Der Rhetoriklehrer Libanios (314–393) war kein Christ, ganz entschieden nicht, und das in einer Zeit, als der Sieg des Christentums über die pagane Kultur sich entschied. Er war nicht nur kein Christ, sondern er glaubte sogar – ganz im Gegensatz zu den übrigen gebildeten Heiden, seinen meist agnostischen Standesgenossen – an die hergebrachten Götter mit dem rührenden Glauben eines Kindes. Er weigerte sich, Begriffe wie „Christ“ oder „Christentum“ überhaupt zu verwenden, da sie in den klassischen griechischen Autoren, an denen er sich orientierte, natürlich noch nicht vorkamen.
Der technokratischen Welt ist das alte Erbe fremd
Der antike Rhetoriklehrer Libanios unterrichtete auch Christen, aber überschätzen sollte man die Bedeutung des gebildeten Heiden nicht. Von Clemens Schlip