Der reine Tor ist ein Zeitreisender. Parsifal, im Anzug der Gegenwart, gerät in die Welt eines Ritter-Bilderbuchs: Mit rotem Kreuz auf dem Wams vollziehen schwertbewehrte Gestalten ein seltsames Ritual, dann entfernen sie sich in Zeitlupe waffenschwingend zu neuen Taten. Im Hintergrund erhebt sich eine Kreuzfahrerburg. Nichts weiß der Tor von Gral und Glauben, nichts kennt er von Heil und Harm. Dem Zuschauer freilich hat Gurnemanz das alles vorher erzählt. Und Philipp Stölzl, der Regisseur des Berliner „Parsifal“, illustriert die Geschichte von Speer und Gral mit wunderhübsch nach Art manieristischer Meister mit warmgoldenem Licht ausgeleuchteten tableaux vivants.
Den christlichen Motiven auf der Bühne fehlt der Sinnbezug
Zum Auftakt des Wagner-Jahres 2013: Clemens Biebers Debüt als „Parsifal“ in Philipp Stölzls glückloser Berliner Inszenierung. Von Werner Häussner