Hundert Jahre nach dem Attentat von Sarajevo und dem Beginn des Ersten Weltkriegs ist die „Kriegsschuldfrage“ in die öffentlichen Diskurse zurückgekehrt. In Deutschland hatte sie während der letzten Jahrzehnte allenfalls noch in Fachkreisen gelegentlich eine Rolle gespielt. Seit Fritz Fischers Werk „Griff nach der Weltmacht“ von 1961, das eine der wichtigsten historiografischen Debatten der westdeutschen Nachkriegszeit ausgelöst hatte, schien die „Kriegsschuldfrage“ beantwortet zu sein: Das wilhelminische Deutschland war vielleicht nicht der einzige, aber zumindest der Hauptverantwortliche für das große Sterben von 1914–18.
Das Attentat vom 28. Juni 1914
Was geschah in den Stunden und Tagen vor der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo? Im siebten Teil der Tagespost-Serie zum Weltkrieg wird deutlich: Eine Abfolge von vielen Torheiten, Schlampereien und Zufällen. Eine Rekapitulation der Ereignisse. Von Holm Sundhaussen