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Beste Werbung für Lisa Eckhart

Die Kabarettistin und Autorin wurde "gecancelt", da ein linksextremes Viertel offenbar zum Sicherheitsrisiko für ein Literaturfestival avanciert. Das ist auch Wasser auf die Mühlen von Rechtspopulisten.
Österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart von Festival ausgelade
Foto: Daniel Karmann (dpa) | Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart steht während der Verleihung des Deutschen Kabarett-Preises in der Tafelhalle auf der Bühne.

Nichts im gesellschaftlichen Diskurs ist so abgedroschen, wie über „politische Korrektheit“ zu klagen – und kaum etwas scheint leider weniger berechtigt zu sein. Auch, wenn man den Begriff leicht variiert und von „Cancel Culture“spricht.

Denn: Um eine solche „Kultur“ im Geiste der „politischen Korrektheit“ handelt es sich wohl, wenn man, wie nun geschehen, die österreichische Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart von einem Literaturfestival auslädt, bei dem sie Mitte September aus ihrem bald erscheinenden Debütroman „Omama“ hätte lesen sollen. Dem Gewinner des Festivals winkt der mit 10 000 Euro dotierte „Klaus-Michael-Kühne-Preis“.

Linksextremes Viertel Sicherheitsrisiko für Literaturfestival 

Warum wird diesmal „gecancelt“? Nun, die Veranstalter sind laut „Spiegel“ besorgt um die „Sicherheit der Besucher und der Künstlerin“. Das Literaturfestival, um das es geht, das „Harbour Front Literaturfestival“ in Hamburg, wird nämlich in einem Bezirk ausgetragen, der als „höchst linkes Viertel“ gilt. Dort mag man offensichtlich keine freigeistigen Autoren, die in alle kulturellen, religiösen und politischen Windrichtungen provozieren – gegebenenfalls also auch mal nach hart backbord.

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Doch so ehrenwert und empathisch dieses „Canceln“ zunächst auch wirken mag, in der Konsequenz bedeutet es, dass man nur solche Schriftsteller zu küren bereit ist, die von „Antifa“ und „Schwarzem Block“ geduldet werden. Ein fatales Signal. Zumal der Vorgang auch Wasser auf die Mühlen von Rechtspopulisten sein dürfte, die mitunter zu den eifrigsten PC-Klägern zählen.

Und trotzdem ist der Vorgang nicht ohne Ironie: eine bessere Werbung für „Omama“ hätte sich die 27-jährige Autorin wohl kaum vorstellen können. Was braucht es da noch einen Preis?

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Stefan Meetschen

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