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Alles nur Parolen?

Warum es etwas merkwürdig ist, sich mit Schriftzügen zu schmücken, die eine gute Haltung signalisieren.
Parolen im Europaparlament
Foto: Patrick Seeger (EPA) | Parolen im Europaparlament - Der Trend geht zur Parole. Holger Fuss geht in einem Essay diesem Trend nach.

Der Publizist und Autor Holger Fuss (“Vielleicht will die SPD gar nicht, dass es sie gibt”) geht in einem Essay in der “Tagespost” mit dem Trend ins Gericht, alles in Parolen auszudrücken. “Ein neuer Wortsinn von Schildbürgern macht sich breit, die mit Gratismut Persönlichkeits-PR betreiben. Dass ihr ausdauerndes Zeichensetzen mitunter von lückenhaften Interpunktionskenntnissen begleitet wird, passt zu den verlässlichen Bildungsdefiziten eines Menschenschlages, der sich lieber von gefühlten als von überprüfbaren Fakten überzeugen lässt.

Haltung zeigen

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Schon der Ausdruck „Haltung zeigen!“, der durch einen unvergesslichen Tagesthemen-Kommentar der Panorama-Moderatorin Anja Reschke ins öffentliche Bewusstsein und drei Jahre später in einem gleichnamigen Buch von ihr zu voller Blüte gelangte, ist ironischerweise eine Kampfparole aus der Nazi-Zeit.“

Auffällig sei dieses „Schmuckverfahren“, so Fuss, Anfang des Jahres 2015 geworden, als nach der Attacke islamistischer Terroristen auf die Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo unzählige Facebook-Teilnehmer den Schriftzug „Je suis Charlie“ auf ihr Profilfoto setzten. „Heutzutage sind Parolen zu lesen wie: „Wir sind mehr – Aufstehen gegen rechte Hetze“, „Kein Milimeter nach rechts“, „Wir bleiben Zuhause“, „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ oder „Hypnose macht frei“. Ein unverwüstlich archaisches Vertrauen in die Magie des Wortes scheint sich in unsere vorgeblich aufgeklärte Gegenwart gerettet zu haben: Als ob sich alles zum Guten wendet, wenn eine bessere Welt nur intensiv genug beschworen wird.“ DT/mee

Der Trend geht zur Parole. Der Autor Holger Fuß findet das etwas seltsam. Lesen Sie den ganzen Essay in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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