Was wären die Päpste ohne die Dichter? Der heilige Johannes Paul II. beschäftigte sich in jungen Jahren umfassend mit den Dramatikern der Weltliteratur. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. bekennt in seinen schon zu Kardinalszeiten verfassten Erinnerungen, wie tief ihn die Literatur als Schüler berührt habe: „Ich las hingerissen Goethe, während Schiller mir ein wenig zu moralistisch erschien und liebte besonders die Schriftsteller des 19. Jahrhunderts: Eichendorff, Mörike, Storm, Stifter, ...“.
So durfte man nicht überrascht sein, dass ein Zitat des Dichters T.S. Eliot es sogar in die vierhändig mit Papst Franziskus verfasste Enzyklika „Lumen Fidei“ schaffte. Und natürlich – auch Papst Franziskus ist literarisch durchaus beschlagen. Dass Hölderlin sein Lieblingsdichter ist, weiß man.
Hoch angesiedelte Würdigung
So muss es einen zwar nicht überraschen, kann einen aber dennoch freuen, dass Franziskus aus Anlass des diesjährigen 700. Todestages von Dante Alighieri in dieser Woche ein Apostolisches Schreiben vorgelegt hat. Titel: Candor lucis aeternae“, was mit „Glanz des ewigen Lichts“ übersetzt wird. In dem 20 Seiten langen Text unterstreicht das Kirchenoberhaupt – wie schon vor 100 Jahren Papst Benedikt XV. in der Enzyklika „In praeclara summorum“ aus Anlass des 600. Todestages von Dante – die herausragende Bedeutung und Aktualität des „göttlichen Dichters“ (Benedikt XV.).
Mag dieser zu Lebzeiten auch ein durchaus komplexes Verhältnis zur Kirche gehabt haben. Franziskus lobt Dante als „Prophet der Hoffnung und Zeuge des menschlichen Strebens nach dem Glück“. Dazu empfiehlt er die Lektüre von Dantes Hauptwerk, der „Göttlichen Komödie“, wofür die Pandemie ja tatsächlich ausreichend Zeit bietet. Wenn man die Zeit der Literatur widmen möchte. Und nicht der medialen Berieselung oder kirchenpolitischen Aufgeregtheiten.
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