Es ist ein probates Mittel, Kritik aus christlichen Kirchen auszuschalten: Werden ihre Positionen politisch relevant, heißt es, die Kirche möge sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Das meint dann vor allem Liturgie und ein bisschen sozialen Einsatz dort, wo Staat und Gesellschaft versagen. Leonard Bernstein ist in seiner „Mass“ einen völlig anderen Weg gegangen. Obwohl kein Christ, aber ein Bewunderer Papst Johannes XXIII. und des Zweiten Vatikanischen Konzils, holt er die Messliturgie aus dem Raum der Kirche und Gemeinde heraus und stellt sie in einen säkularen, universellen Zusammenhang. „Mass“ ist geschrieben zur Eröffnung des John F. Kennedy Centers of the Performing Arts in Washington.
Feuilleton
Der Mensch bleibt auf Gott verwiesen
Das Musiktheater in Gelsenkirchen bringt Leonard Bernsteins „Mass“ in einer eindringlichen Inszenierung auf die Bühne. Von Werner Häussner