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Auch wer gegen den Zeitgeist schwimmt, kann irren

Der katholische Blogger Markus Gehling macht sich für eine Kirche stark, die sich nicht auf eine Haltung des „Widerstands“ fixiert.
Eine Kirche im Bayerischen Wald
Foto: Armin Weigel (dpa) | Die Kirche auf Erden nicht einfach mit der Kirche Gottes identifizieren. Im Bild: Kirche St. Peter und Paul in Marienstein (Landkreis Cham) im Bayerischen Wald.

Der katholische Blogger Markus Gehling macht sich in einem Beitrag in der „Tagespost“ für eine Kirche stark, die sich nicht auf eine Haltung des „Widerstands“ fixiere. „Auch wer gegen den Zeitgeist schwimmt, kann irren“, so Gehling, der in Nordrhein-Westfalen als Pastoralreferent tätig ist. Entscheidend sei, dass man „nicht als matter Fisch mit dem Strom schwimmt, sondern quicklebendig bleibt und kraftvoll schwimmt. Ich lebe am Rhein. Wir wissen, dass man nach einem Sturz hinein nicht gegen den Strom kämpfen darf. Man muss die Macht des Stroms nutzen, um ans rettende Ufer zu kommen.“

Eine zerrissene Kirche

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Selbstkritisch konstatiert Gehling: „Nicht Wenige haben in ihrem Lebenslauf eine Kirche erlebt, die sich selbst zelebrierte, die im Namen Gottes nach Macht und Einfluss strebte, manchmal nach Besitz, manchmal auch nach Herrschaft über das Handeln und die Seele eines Menschen... Menschen brechen mit der Kirche, die sie als machtvoll und unbeweglich erfahren, einer Kirche, die ihrem eigenen Leben fern bleibt. Wir sollten nie vergessen, dass all das Unvollkommene, all das Böse, all das Gescheiterte, all der Schmutz in der Geschichte der Kirche sich unendlich viel tiefer ins Herz legt, als noch so viel Gutes. Die Verbrechen eines Missbrauchstäters zerstören das Werk vieler guter Priester.“

Der Blogger ist überzeugt: „Wir erleben eine Kirche, die mehr denn je in unserer Generation zerrissen ist. Die zunehmenden Auseinandersetzungen bringen keine Verbesserungen, sie beschädigen unsere Glaubwürdigkeit. Es wird immer unterschiedliche Sichten geben – aber weit mehr als Unterschiede beschädigt Streit und Theologengezänk unsere Verkündigung.“

Quelle für religiösen Fanatismus

Man dürfe, so Gehling, die „Kirche auf Erden nicht einfach mit der Kirche Gottes identifizieren“. Denn: „Das öffnet Türen zum geistlichen und am Ende auch zum sexuellen Missbrauch. (…) Wir brauchen in der Kirche wenig Apologie, wohl aber die Bereitschaft, sich zu prüfen, ob es um Gottes Willen geht oder um eigene Überzeugungen. Verteidigen wir mit allen Mitteln das von Menschen gestaltete (oder verunstaltete) Abbild oder versuchen wir, es dem himmlischen Urbild anzunähern? Sein wollen wie Gott, das ist die Ur- und Wurzelsünde der Kirche, die Quelle für religiösen Fanatismus. Wir sollten immer für möglich halten, dass Gott der ganz Andere ist und ganz Anderes von mir will.“
 
DT/mee

Markus Gehling schreibt über die aktuelle Rolle der Kirche. Lesen Sie die ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe

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