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Lou Nesbit: Wie kann ein guter und allmächtiger Gott Leid zulassen?

In der letzten Folge des Tagepost-Podcasts „Geistreich“ diskutieren die ehemalige Porno-Darstellerin Lou Nesbit und Lisa Perwein, die einen unerfüllten Kinderwunsch hat, über das Thema Leid. Unter anderem die Spannung von einem allmächtigen Gott und dem Leid in der Welt lies Lou aus der Kirche austreten.
Tristes Winterwetter - dunkler Himmel
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | In der letzten Folge des Tagepost-Podcasts „Geistreich“ geht es um das Thema Leid.

Kann man einen Sinn darin entdecken, wenn man keine Kinder bekommen kann, obwohl man sich innig welche wünscht? Kann man an einen guten, allmächtigen Gott glauben, wenn er ein solches Leid zulässt? Ein Leid, wofür man selbst keine Verantwortung trägt. Für viele Menschen ist das ein Grund, nicht an Gott zu glauben: Für sie ist es unverständlich, dass Gott gütig sein soll und doch das Leid zulässt.

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Wegen Zwiespalt ausgetreten

So auch für Lou Nesbit, ehemalige Pornografie-Darstellerin, die mit Lisa Perwein, Missionarin der Home-Church der Loretto-Gemeinschaft in Salzburg, in der letzten Folge des Tagespost-Podcasts „Geistreich“ über das Thema Leid diskutiert. Sie hat einmal der evangelischen Kirche angehört, ist aber unter anderem wegen diesem Zwiespalt aus der Kirche ausgetreten: „Wenn Gott der Ursprung der Welt wäre, dann würde das ja bedeuten, dass Gott zum Beispiel verantwortlich dafür ist, wenn jemand krank ist. Aber warum sollte Gott den einen krank machen und den anderen nicht?“

Viel verdrängt 

Die 22-Jährige ist vor knapp einem Jahr aus der Porno-Industrie ausgestiegen. Rückblickend sagt sie, dass sie in dieser Zeit Dinge tun musste, die nicht zu ihrer Sexualität gepasst hätten, wodurch sie schwer traumatisiert worden sei. „Ich habe das aber jahrelang verdrängt und der verdrängte Schmerz kam dann vor einem Jahr hoch, weil ich ein altes Video von mir gesehen habe. Dann wusste ich, dass ich das nicht mehr aufrecht erhalten kann“, erzählt sie in der Podcast-Folge. Zugleich betont Lou, dass sie in der Zeit auch positive Erfahrungen gemacht habe. Schuld an den schmerzhaften Erfahrungen sei in erster Linie aber sie selbst und ihre Psyche, da sie schon immer psychische Probleme gehabt habe, aber auch Personen, die ihre Situation ausgenutzt hätten.

Podcast Geistreich - Das Leid


Den Ursprung des Leids sieht sie vor allem im Menschen: „Ich glaube, dass wir Menschen uns in eine falsche Richtung entwickelt haben, aber dass es dafür keinen Ursprung gibt, sondern, dass wir schwierige Eigenschaften haben, die sich über die Zeit noch verschlimmert haben.“ Das nicht direkt vom Menschen verursachte Leid wie Krankheiten und Naturkatastrophen ist für Lou „einfach Zufall und Pech“.

Das Leid und das Böse

Lisa Perwein ist selbst mit einem solchen unverschuldeten Leid konfrontiert: Sie leidet unter der Krankheit Endometriose, die unter anderem dazu führt, dass sie seit zehn Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch hat. „Es war sehr, sehr schwierig herauszufinden, dass wir wahrscheinlich keine Kinder bekommen können, weil mein absoluter Traum für mein Leben eine Familie mit mehreren Kindern gewesen wäre. Also die ersten fünf Jahre meines Kinderwunsches waren sehr hart, weil ich Monat für Monat einfach nicht akzeptieren konnte, dass es nicht klappt und ich habe dann auch sehr gezweifelt an Gott.“

Der Ursprung des Leids ist für Lisa aber nicht Gott, sondern das Böse, Satan. Durch den freien Willen habe der Mensch die Möglichkeit, sich zwischen gut und böse zu entscheiden. Dadurch, dass der Mensch sich beim Sündenfall von Gott abgewendet habe, sei das Böse in die Welt gekommen.

Aus Scherben Schönes machen

Letztlich könne das Leid aber auch einen gewissen Sinn bergen: 
„Gott kann aus Scherben etwas Schönes machen. Und manchmal ist das, was er aus Scherben wieder zusammensetzt, viel schöner als das, was vorher war.
Also Leid kann auch einen Sinn oder etwas Gutes haben und man kann daraus lernen. Also wenn ich auf mein Leben schaue, kann ich das durchaus bestätigen.“ 
Bei der ehemaligen Porno-Darstellerin, die inzwischen sozial Arbeit studiert, stößt das auf Widerspruch: „Wie kann es einen Sinn haben, wenn jemand zum Beispiel sein ganzes Leben lang unter Depressionen leidet? Dadurch geht es der Person selbst und ihrer Familie, allen Beteiligten doch nur schlecht.“

Die Home-Missionarin entgegnet daraufhin, dass Gott auch fähig sei, Krankheiten zu heilen: 
„Ich glaube, dass Gott es liebt, Menschen zu heilen und ich habe wirklich oft erlebt, dass Gott - gerade was psychische Krankheiten betrifft - Wunder vollbringen und heilen kann.“ Zugleich betont sie, dass man auch als Christ ärztliche und psychotherapeutische Hilfe beanspruchen dürfe und solle: „Ich glaube, auch das hat Gott uns geschenkt und wir können beides: natürlich und übernatürlich geheilt werden.“

Es braucht den Glauben

Dass Gott aber nicht immer die Kranken heile, erklärt Lisa sich damit, dass Gott manchmal einen anderen, besseren Plan mit den Menschen habe. In Bezug auf ihr Leben könne sie feststellen: „Gott beantwortet nicht alle Gebete so, wie ich mir das vorstelle. Warum das so ist, kann ich oft schwer sagen, aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, dem Willen Gottes zu vertrauen, weil ich weiß, dass seine Wege die besten sind.“ Zugleich respektiere Gott es, wenn jemand ihn nicht in seinem Leben haben wolle: 
„Ich habe mich Gott anvertraut und deswegen macht er viel in meinem Leben, aber ich glaube, wenn jemand nicht will, dass Gott in seinem Leben ist, dann platzt er nicht einfach in dein Herz und er wird nicht viel in deinem Leben wirken, wenn du das nicht willst oder nicht an ihn glaubst.“

Das letzte Gespräch der Podcast-Reihe zeigt: Allein gute, logische Argumente für die christliche Weltanschauung genügen nicht: Letztlich braucht es den Glauben.

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