Der polnische Philosophieprofessor Tadeusz Guz sieht die Rechtslehre des heiligen Johannes Paul II. Mit Blick auf Europa als wegweisend. Wenn ein Staat das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod schütze, sei dieser Staat weise und gerecht, sagte er anlässlich des Jahrestags der Amtseinführung Johannes Pauls II. dieser Zeitung. Dem Papst zufolge sei die Auffassung, der ungeborene oder der alte Mensch habe kein Recht auf Leben, der Weg der Selbstvernichtung des modernen Menschen und schließlich eine Herbeiführung des Untergangs anstatt der Erhebung des Menschen zu seiner himmlischen Bestimmung.
Menschen nicht auf Sexual- oder Todestrieb reduzieren
Kritisch äußerte sich Guz, der an der Universität Lublin lehrt, zum vorherrschenden Menschenbild der westlichen Gesellschaften. „Der Mensch wird wie ein Bündel von Trieben behandelt. Das haben Adorno, Horkheimer oder Marcuse auf Grundlage der Psychoanalyse von Siegmund Freud forciert.“ Es sei abzulehnen, dass Menschen auf den Sexual- oder Todestrieb reduziert werde und das Personsein nicht in Schutz genommen werde, was sich ja durch die Relativierung des Lebens der ungeborenen Menschen oder der alten Menschen ausdrückt.
Für Erhalt der christlichen Kirche einsetzen
Als überlebenswichtig betrachtet Guz die Bündelung positiver Kräfte. Staaten und Gesellschaften sollten sich für den Schutz sowohl des Menschseins von der Entstehung im Mutterschoß an bis zum natürlichen Tod einsetzen, als auch für die Erhaltung der christlichen Kirche, für die Philosophie aus dem Altertum, für eine auf der Metaphysik aufgebauten Wissenschaft, für die Erhaltung der Kunst als einer Darstellung des Schönen und für die Moral, die ihre Grundlagen im natürlichen Recht, das heißt unter anderem im Dekalog und in den zwei großen Liebesgeboten Jesu Christi hat. Wörtlich erklärte Guz: „Wenn wir das Gute aufrechterhalten, erhalten wir dadurch auch Europa.“ DT/reg
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