Frankfurt/Main

Voderholzer: Fixierung auf Amt schadet Sendung

Beim ersten Synodalforum zum Thema Macht und Gewaltenteilung in der Kirche werden gegensätzliche Ansichten deutlich: Der Speyrer Bischof Wiesemann warnte davor, ein Kirchenbild des 19. und 20 Jahrhunderts für absolut zu erklären, während der Regensburger Bischof Voderholzer mahnt, sich nicht auf das Thema "Amt" zu fixieren.
Voderholzer bei Synodalforum
Foto: Armin Weigel (dpa) | Die Fixierung auf das Thema "Amt" verdunkle die auf Taufe und Firmung basierende Sendung der Laien, so der Regensburger Bischof Voderholzer.

Im Rahmen einer Vorstellung des Forums "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag" des Synodalen Weges stellte der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Ergebnisse des Vorforums vor, das als Impuls für die Arbeit des Synodalen Weges dienen sollte. Dabei warnte Wiesemann davor, ein Kirchenbild des 19. und 20 Jahrhunderts für absolut zu erklären. Man könne vielmehr aus einer Vielgestalt der Tradition schöpfen und so die gegenwärtige Verfassung kirchlicher Machtstrukturen kritisch hinterfragen.

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Der Fragen nach Partizipation näher kommen

Nichts verdunkle an der Sendung so sehr, wie der Missbrauch von Macht. Notwendig sei daher, die Vorstellungen und Ausdrucksmittel von Macht in der Kirche analytisch zu ergründen, um der Frage nach neuer geteilter Verantwortung, Partizipation und Kontrolle von Macht näher zu kommen. Dabei läge ein besonderes Augenmerk auf dem Verhältnis des Priestertums aller Getauften und dem Weihepriestertum.

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop stellte die Analyse der vorsynodalen Internetumfrage zum Forum vor. Schlüsselthemen waren für die 6000 Einsendungen der Eindruck simulierter Partizipation in Gremien und Pastoral, Gewaltenteilung und die Haltung von Amtsträgern. Hauptaugenmerk lagen hier auf Kompetenz und Professionalität kirchlicher Leitung. Besonders hob Knop die Rolle der Frauenfrage hervor, die zum Glaubwürdigkeitskriterium für den angestoßenen Prozess werde.

Den entschiedenen Willen zu einem neuen Aufbruch, der in der Arbeit des Vorforums zum Ausdruck gekommen sei, hob der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hervor. Er wünsche sich, „dass ,geistige Offenheit in geistlicher Atmosphäre auf solider theologischer Grundlage' wirklich in jeder Richtung herrscht, soweit es keine Glaubensüberzeugungen der katholischen Weltkirche in Frage stellt. Denn dogmatische oder ethische Fakten und Definitionen sind nicht Wände, die es einzureißen gilt, sondern der Boden, auf dem wir stehen.“

"Dogmatische oder ethische Fakten und Definitionen
sind nicht Wände, die es einzureißen gilt,
sondern der Boden, auf dem wir stehen"
Kardinal Rainer Maria Woelki

Der Kardinal führte weiter aus, dass der düstere Kontext der Missbrauchsfälle nicht vergessen werden dürfe. „Wir müssen dem ein erneuertes Denken sowie entschlossene Maßnahmen entgegensetzen, auch wenn unsere demokratische Gesellschaft leider demonstriert, dass kein politisches oder soziales System als solches diese Verbrechen verhindert.“  

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hob hervor, dass besonders die Weltsendung der Weltchristen hervorgehoben werden müsse: Kultur, Politik und Option für die Armen seinen primäre Aufgabenfeld. Die Fixierung auf das Thema 'Amt' verdunkle die auf Taufe und Firmung basierende Sendung der Laien.

DT/ska

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