Mayerling wurde zum Synonym für menschliche Tragödie und imperiale Tragik: Hier nahm sich der österreichische Kronprinz Rudolf, der Sohn von Kaiser Franz Joseph und seiner Frau Elisabeth, vor 131 Jahren mit seiner Geliebten Mary Vetsera das Leben. Noch im selben Jahr stiftete der Kaiser hier einen Karmel: Aus dem Ort der Tragödie und des Todes sollte ein Ort der Sühne und des Gebets werden. Und so beten und fasten seit 1889 die Schwestern im einstigen Jagdschloss Erzherzog Rudolfs in Mayerling.
Krise durch Corona
Lange lockten die Original-Schauplätze der Tragödie von Mayerling Scharen von Touristen in den Wienerwald. Doch seit der Corona-Pandemie kommen kaum noch Gruppen. Die Gehälter für die Angestellten in der Ausstellung übersteigen nun die Einnahmen. Der Karmel gerät in finanzielle Nöte, wie Priorin Maria Magdalena im Gespräch mit der „Tagespost“ erläutert.
Mein Weg
Mutter Maria Magdalena hatte als junge Frau die Autobiografie der Thérèse von Lisieux gelesen und wusste sofort: „Das ist mein Weg! Ich möchte dem lieben Gott alles schenken – nicht nur einen Teil.“ Diese Entschiedenheit sei auch heute attraktiv, ist sie überzeugt: „Die jungen Leute suchen das strenge, gut-katholische Ordensleben. Sie wollen keine Abstriche machen.“ Tatsächlich tritt in diesen Tagen eine 27-Jährige in Mayerling ein. Sie studierte eifrig Medizin und geht jetzt – als fertig ausgebildete Ärztin – in den Karmel. Im Dezember folgt eine weitere Frau.
Ein Ort der Sühne
Zu einem Ort der Sühne und des immerwährenden Gebets – wie es der Wunsch des Kaisers nach dem tragischen Suizid seines Sohnes war – ist Mayerling tatsächlich geworden. Auch zu einem Ort der Gnade. „Wir bleiben unserem Weg treu“, sagt die Priorin im Gespräch. „Unser Leben ist erfüllend. Wenn man am richtigen Platz ist, dann ist man glücklich.“ DT/sba
Lesen Sie eine ausführliche Reportage über den Karmel in Mayerling am Donnerstag in der kommenden Ausgabe der Tagespost.