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ÖBK: Corona hätte „neue Nachdenklichkeit“ bringen sollen

Österreichs Bischöfe ziehen Lehren aus der Corona-Krise: Warnung vor Nationalismus – Mundkommunion ist ab Samstag wieder erlaubt.
Sommervollversammlung der Bischofskonferenz von 15. bis 18. Juni 2020 in Mariazell
Foto: kathpress/Paul Wuthe | Erzbischof Franz Lackner (l) und Kardinal Christoph Schönborn.

Die maßlose Globalisierung berge große Gefahren. Das ist nach Ansicht des Wiener Kardinals Christoph Schönborn eine der Lehren aus der Corona-Krise. Bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien plädierte Schönborn für eine regionale Versorgungsautonomie und Standortpflege. Zugleich warnte er „vor einem neuen Nationalismus“ und sprach sich für mehr europäische Gemeinsamkeit aus.

Bewährt habe sich in der Corona-Krise die Tragfähigkeit der Institutionen in Österreich, so der Kardinal, der vor wenigen Tagen nach 22 Jahren den Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz abgab. Schönborn lobte das „gute Miteinander von Staat und Religionen“ in Österreich, das „keine Allianz von Thron und Altar“ sei, sondern eine Kooperation im Interesse der Menschen. Als zentrale Haltungen nannte der Wiener Kardinal das gesellschaftliche Bemühen um Konsens, eine Abrüstung der Worte und das Bekenntnis zur Brückenfunktion Österreichs. Dazu gehöre eine angemessene Beteiligung an der Aufnahme von Schutzsuchenden und Flüchtlingen. Es dürfe nicht zu einer „Politik der Abschottung“ kommen.

Bischöfe kritisieren FPÖ-Chef

Schönborn und der neue Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, kritisierten – ohne ihn namentlich zu nennen – FPÖ-Chef Norbert Hofer, der am Dienstag öffentlich erklärt hatte, der Koran sei schlimmer als Corona. Zum sozialen Frieden gehöre auch der religiöse Frieden, so Schönborn, der von einer „Entgleisung“ sprach. Keine Religion dürfe schlecht gemacht werden. Lackner distanzierte sich namens der Bischofskonferenz „vom Missbrauch und der Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke“.

„gegen eine Freigabe der Tötung
auf Verlangen und der Beihilfe zur Selbsttötung“

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Er verstehe sein Bischofsamt als Mittlerfunktion, sagte Erzbischof Lackner: Er sei einerseits Anwalt der österreichischen Ortskirche in Rom und zugleich Anwalt von Rom in Österreich. So werde er auch „die Anliegen der Weltkirche in unser Land tragen“. Auf eine Frage der „Tagespost“ unterstrich Lackner das Bekenntnis zum umfassenden Schutz des Lebens am Anfang und am Ende. Angesichts der Tatsache, dass Österreichs Verfassungsgerichtshof in der kommenden Woche über Beschwerden gegen das Verbot der Tötung auf Verlangen und der Suizidbeihilfe entscheidet, sprach sich die Bischofskonferenz in dieser Woche in Mariazell in einer Stellungnahme neuerlich „gegen eine Freigabe der Tötung auf Verlangen und der Beihilfe zur Selbsttötung“ aus.

Die Corona-Krise hätte nach Ansicht von Erzbischof Lackner „eine neue Nachdenklichkeit auslösen“ sollen. Internet-Messen seien „nicht Gottesdienste im Vollsinn“, weil ihnen die Dimension der Leiblichkeit mangle. Die Bischofskonferenz lockerte am Freitag neuerlich die Vorgaben für Gottesdienste. So ist ab Samstag auch die Mundkommunion wieder erlaubt. Wörtlich heißt es in der neuen Rahmenordnung: „Handkommunion ist empfohlen, Mundkommunion ist möglich.“

DT/sba

 

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