Kurienkardinal Gerhard Müller übt scharfe Kritik am jüngsten Expertentreffen der Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Nach einer „Fachkonsultation“ in Berlin, die in Verbindung mit dem von Andreas Lob-Hüdepohl geleiteten Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP) veranstaltet wurde, hatte das Portal „katholisch.de“ gemeldet: „Bischöfe mit Wissenschaftlern einig: Homosexualität ist etwas Normales.“ Zu den Teilnehmern gehörten der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der auch Vorsitzender der Familienkommission ist, sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode (Osnabrück), Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Peter Kohlgraf (Mainz). Anwesend waren außerdem Mediziner und Theologen.
"Nichts lehren, was nicht überliefert ist"
Kardinal Müller unterstreicht in Anlehnung an die Konzilskonstitution über die Göttliche Offenbarung „Dei Verbum“, „normal“ wäre es, wenn die Bischöfe ihrem Weiheversprechen treu blieben und „nichts lehren, was nicht überliefert ist, weil das Lehramt das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt, und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft“.
Die Sexualmoral ergebe sich in ihren wesentlichen Prinzipien aus der Offenbarung in der Schöpfung und Heilsgeschichte. Sie sei nicht zu verwechseln mit einer von Menschen ausgedachten Theorie über Phänomene des menschlichen Daseins, die das kirchliche Lehramt den Gläubigen zu denken aufzwinge, so wie die Diktatur des Relativismus die Menschen unter den Meinungszwang des Mainstreams zwinge und bei Zuwiderhandeln politisch und juristisch abstrafe. Die ganze Kirche und somit auch das Lehramt empfangen die Gewissheit ihrer Glaubens- und Sittenlehre nur aus dem ehrfürchtigen Hören des Wortes Gottes als Grund des zuversichtlichen und treuen Verkündens (vgl. II. Vatikanum „Dei verbum“ 1) und Lehrens im Namen Christi.
Diskriminiert wird, wer die natürliche Wahrheit bekennt
Wörtlich erklärte Müller: „Gebetsmühlenartig weisen die katholischen Bischöfe in Deutschland ,jedwede Form einer Diskriminierung von homosexuell veranlagten Menschen zurück', ohne sich mit der Frage zu befassen, was überhaupt Diskriminierung ist, was die Kriterien des Begehens dieser Untat und ihres Empfundenwerdens sind, und wem näherhin die Definitionshoheit des Gummiparagraphen ,Diskriminierung' bis hin zu juristischen Konsequenzen zukommt.“
Diese Bischöfe schienen den Wandel der Zeit noch nicht bemerkt zu haben. Tatsächlich würden diejenigen diskriminiert „als kriminelle Hassprediger, Homophobe, Pharisäer und hinter dem Stand der Wissenschaft Zurückgebliebene, die einfach nur die natürliche Wahrheit bekennen, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat und dass Christus die sakramentale Ehe zu einem unauflösbaren Bund gemacht hat, der seine Einheit mit der Kirche im Zeichen darstellt und seine Gnade den Ehegatten wirksam vermittelt“.
DT/reg
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