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Kardinal Erdö: Europa muss seine Ideale wiederfinden

Der Erzbischof von Budapest zelebriert die Abschlussmesse der internationalen Soldatenwallfahrt. Soldaten spielten eine wichtige Rolle um gerechten Friedens herzustellen, so Erdö.
Kardinal Peter Erdö zelebriert die Abschlussmesse der internationalen Soldatenwallfahrt.
Foto: Cristian Gennari (Romano Siciliani) | „Wir müssen unsere Erfahrungen und Gnadengaben im Glauben miteinander teilen“, so Kardinal Erdö.

Am Sonntagmorgen hat Kardinal Péter Erdö, Erzbischof von Budapest, den Abschlussgottesdienst der 62. internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes zelebriert. Vor über 10.000 Soldaten aus 42 Ländern und ihren Familien erinnerte der ungarische Kardinal an das Beispiel der Märtyrer des zwanzigsten Jahrhunderts. Unzählige Männer und Frauen, darunter bereits 12 seliggesprochene Bischöfe aus Ungarn und den umliegenden Ländern hätten für ihre Treue zu Christus, dem Evangelium und der Kirche ihr Leben gegeben. 

Erfahrungen und Gnadengaben im Glauben miteinander teilen

Er erinnerte auch an Johannes Paul II., der West- und Osteuropa als die zwei Lungenflügel eines einzigen Organismus bezeichnet hat. „Wir müssen unsere Erfahrungen und Gnadengaben im Glauben miteinander teilen“, ermahnte er die Anwesenden eindringlich. „Die Nationen Europas müssen den Weg der Versöhnung der Herzen wiederfinden. Ganz Europa muss seine Ideale wiederfinden: eine umfassende Vision des Menschen, des Gemeinwohls und der Gerechtigkeit, ohne die es weder wahren Frieden, noch wahre Freiheit gibt.“

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Was Soldaten für einen gerechten Frieden tun könnten, erkläre die Kirche in der Lehre zum gerechten Krieg und zur gerechten Anwendung von Sanktionen und Repressionen. Im 20. Jahrhundert sei die humanitäre Intervention als neuer Grund für einen gerechten Krieg hinzugekommen. Johannes Paul II. habe dabei betont, dass es sich auch bei humanitären Interventionen um zeitlich begrenzte Aktionen mit einem präzisen Ziel handeln müsse, die das internationale Recht beachten und von einer international anerkannten Autorität gesteuert werden müssten. Dabei solle niemals allein die Logik der Waffen sprechen. 

Franziskus: Christliches Leben ähnelt militärischem Kampf

Papst Franziskus hat durch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Teilnehmern der internationalen Soldatenwallfahrt seinen Gruß und Apostolischen Segen übermitteln lassen. In seiner Grußbotschaft bezeichnet er den Frieden als geistlichen Kampf. Auch das christliche Leben sei einem militärischen Kampf ähnlich. „Mut, Seelenstärke und strategische Intelligenz sind militärische Werte, die auch in unserem inneren Kampf um die Bekehrung des Herzens und für eine Kultur des Friedens zu pflegen sind“, heißt es in der von Kardinal Parolin übermittelten Botschaft. 
Am Samstagmorgen der deutsche Militärbischof und Bischof von Essen Franz-Josef Overbeck mit der deutschen Delegation eine heilige Messe im internationalen Zeltlager.

Aus Deutschland waren rund 230 Angehörige der Bundeswehr mit Seelsorgern und Angehörigen zur internationalen Soldatenwallfahrt angereist. In seiner Predigt nahm der Essener Bischof Bezug auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch auf die vielen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt. Lourdes sei ein Ort, „schon unzählige Gebete mit der Bitte um Frieden und Versöhnung auf der Welt, aber auch in einzelnen Menschen zu Gott aufgestiegen sind“.

Für Christen sei Jesus Christus selbst als wahrer Gott und wahrer Mensch der Weg zum Frieden. Der Friede Gottes sei das Geschenk, das Christus vor seinem Leiden und Sterben den Seinen hinterlassen habe. „So zeigt sich, dass der Friede, den Christus schenkt, jener ist, der das Kreuz nicht wegnimmt und sich darum der Christ immer wieder in Anfechtungen und äußerem Unfrieden, möglicherweise auf dem Weg in sein Martyrium, finden kann. Wer aber im Frieden Christi lebt, der sich vom Frieden der Welt unterscheidet, zeigt, dass durch Jesu Weg in die Ewigkeit alle, die zu ihm gehören, jetzt seine Freunde sind.“

Überwindung der Gewalt durch Recht

Entscheidend für eine christliche Friedensethik sei gerade angesichts ungeheurer Gewalt, „, dass es sich hier nicht um das Ideal der bedingungslosen Gewaltlosigkeit handelt, sondern dass eine Überwindung der Gewalt durch Recht in den Blick genommen wird.“ In der christliche Friedensethik gebe es das Recht auf Selbstverteidigung, erinnerte der Bischof. „Es mag paradox klingen, aber ein gerecht handelnder Soldat muss durch sein Kämpfen Frieden stiften wollen. So kann es sein, dass ein Soldat Gewalt anwenden muss, um Frieden zu stiften, womit eine unbezweifelbare Tragik verbunden ist. Oberstes Ziel aller Handlungen muss es bleiben, Frieden zu stiften und den Krieg zu beenden, und zwar mit möglichst wenig Waffengewalt“, so Overbeck. Die vollständige Predigt Bischof Overbecks findet sich auf den Seiten des Katholischen Militärbischofsamts. DT/fha

Einen ausführlichen Bericht zur 62. Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes finden Sie in der nächsten Ausgabe der „Tagespost“.

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