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Kardinal Burke: „Bin kein Feind des Papstes“

In einem ausführlichen Interview mit der „New York Times“ spricht der konservative US-Kardinal Raymond Burke über sein Verhältnis zu Papst Franziskus. Und er erklärt, warum er den amtierenden Pontifex immer wieder kritisiert.
Kurienkardinal Raymond Burke
Foto: Giuseppe Giglia (ANSA) | Was sich eingestellt habe, kritisierte Burke, sei eine „sehr politische Sichtweise“ des Papsttums, „in der der Papst als eine Art absolutistischer Herrscher betrachtet wird, der tun kann, was immer er will“

Der amerikanische Kurienkardinal Raymond Burke, einer der prominentesten konservativen Kritiker von Papst Franziskus, sieht sich nicht als „Feind des Papstes“. Er habe sich nicht verändert und vertrete noch immer dieselben Standpunkte, erklärte Burke in einem ausführlichen Interview mit der „New York Times“. Dies werde plötzlich als widersprüchlich zum derzeitigen Pontifex dargestellt.

"Der Papst ist kein Revolutionär,
gewählt um die Lehre der Kirche zu ändern"
Kurienkardinal Raymond Burke

Was sich eingestellt habe, kritisierte Burke, sei eine „sehr politische Sichtweise“ des Papsttums, „in der der Papst als eine Art absolutistischer Herrscher betrachtet wird, der tun kann, was immer er will“. Das sei innerhalb der Kirche jedoch nie so gewesen. „Der Papst ist kein Revolutionär, gewählt um die Lehre der Kirche zu ändern.“ Viele, die mit säkularem Blick auf die Kirche schauten, würden deren tiefgehende Wirklichkeit nicht verstehen.

Er glaube darüber hinaus auch nicht, dass Papst Franziskus ihn als seinen Feind betrachte, so Burke, der 2010 von Papst Benedikt zum Kardinal ernannt worden war. „Er hat das nie zu mir gesagt.“ Er treffe den Papst zwar nicht regelmäßig, so der 71-Jährige, jedoch habe ihn Franziskus nie getadelt oder ihm vorgeworfen, ihm gegenüber feindselige Gedanken oder Einstellungen zu hegen.

Burke von Franziskus immer mehr entmachtet

Gleichzeitig bestritt Burke jedoch nicht, dass Papst Franziskus ihn im Vatikan einflussreicher Ämter entbunden habe. Unter Benedikt XVI. wurde Burke zum Vorsitzenden der „Apostolischen Signatur“, des höchsten Kirchengerichts, ernannt. Franziskus setzte ihn 2014 von dieser Position wieder ab. Ebenfalls 2014 ernannte er Burke zum Kardinalpatron des Malteserordens – für den Reformprozess des Ordens setzte Franziskus 2016 aber einen Sonderbeauftragten ein. „Es ist klar, dass der Papst mich nicht in einer Führungsposition haben will“, so der amerikanische Kurienkardinal.

Seine Kritik an Papst Franziskus fasste Burke im Gespräch mit der „New York Times“ mit folgenden Worten zusammen: „Festzustellen ist eine Erosion der zentralen lehramtlichen Autorität des Papstes.“ Der Nachfolger Petri übe ein wesentliches kirchliches Lehramt aus, „und Papst Franziskus hat sich in vielerlei Hinsicht geweigert, dieses Amt wahrzunehmen“.

"Ich denke nicht, dass die Kirche
jemals ihrem Auftrag gerecht wird,
wenn sie Kompromisse mit der Welt eingeht"

Als Beispiel nannte Kardinal Burke die derzeitige Situation der katholischen Kirche in Deutschland.  Dort sei man auf dem Weg, sich zu einer nationalen Kirche zu entwickeln, „mit Praktiken, die nicht im Einklang sind mit der Universalkirche“. Dazu gehöre etwa die Kommunionzulassung nicht-katholischer Ehepartner. Burkes Standpunkt: „Ich denke nicht, dass die Kirche jemals ihrem Auftrag gerecht wird, wenn sie Kompromisse mit der Welt eingeht.“

Gleichzeitig betonte Kurienkardinal Burke, dass er nicht an Papst Franziskus als legitimem Papst zweifele. Man habe ihm schon alle möglichen Argumente genannt, mit denen manche die Wahl von Papst Franziskus in Frage stellten. „Aber ich nenne ihn jedes Mal, wenn ich die heilige Messe feiere, ich nenne ihn Papst Franziskus, das sind keine leeren Worte von mir. Ich glaube, dass er der Papst ist.“ Darauf weise er auch in Gesprächen immer wieder hin, da die Reaktionen auf die jüngsten kirchlichen Entwicklungen „immer extremer“ würden.

Burke lobt Aktivist Tschugguel

Burke äußerte sich auch zur aktuellen Debatte um die sogenannten „Pachamama“-Figuren, die der österreichische Aktivist Alexander Tschugguel aus der römischen Kirche Maria in Traspontina stahl und in den Tiber warf. Er könne ihm nur „Respekt und Dankbarkeit“ für sein „mutiges Glaubenszeugnis“ aussprechen, so Burke. Dass Tschugguel es als inakzeptabel empfunden habe, wenn heidnische Darstellungen in einer katholischen Kirche zur Schau gestellt würden, sei nachvollziehbar.

DT/mlu

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