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Jede Familie hat eine Mission

Bei der Eröffnung des Weltfamilientreffens richtet der Heilige Vater einen Aufruf an die Familien dieser Welt.
Italy, Rome, Vatican, 22/06/22 Pope Francis attends the Festival of Families in the Paul VI Hall at the Vatican, on the
Foto: IMAGO/VATICAN MEDIA / ipa-agency.net (www.imago-images.de) | Aufmerksam hörte Papst Franziskus den Zeugnissen der Familien zu, die zum Weltfamilientreffen nach Rom gekommen sind. Er ermutigte sie, auf Gottes Ruf für ihre Familie zu hören.

Unter dem Motto „Die Schönheit der Familie“ hat das Weltfamilientreffen am Mittwochabend mit einem Familienfest in der Aula Paul VI. begonnen. Im Mittelpunkt des Abends standen die Zeugnisse von fünf Familien aus Italien, dem Kongo, der Ukraine und Marokko. In Gegenwart des Heiligen Vaters berichteten sie von ihren je eigenen Schwierigkeiten und dem Wirken Gottes in ihrem Familienleben. Das Publikum nahm die mutigen und in beeindruckender Offenheit vorgetragenen Zeugnisse mit Applaus und Rührung auf. In seiner Ansprache nahm Papst Franziskus Bezug auf jedes der Zeugnisse. 

Papst macht Mut zur Ehe

Serena und Luigi aus Italien berichteten den versammelten Familien von ihrem Weg in die Ehe. Obwohl nicht verheiratet, hatten sie ihre drei Kinder taufen lassen und bereiten sich nun auf den Empfang des Ehesakraments vor. Man heirate nicht, um eine katholische Formalität zu erfüllen, so Papst Franziskus.

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„Man heiratet, weil man die Ehe auf die Liebe Christi gründen will, die felsenfest ist. In der Ehe schenkt Christus sich euch, damit ihr die Kraft habt, euch einander zu schenken. Also nur Mut, das Familienleben ist keine unmögliche Aufgabe! Mit der Gnade des Sakraments macht Gott es zu einer wunderbaren Reise, die wir gemeinsam mit ihm gehen, niemals allein. Die Familie ist kein schönes, in der Wirklichkeit unerreichbares Ideal. Gott garantiert seine Gegenwart in Ehe und Familie, nicht nur am Tag der Hochzeit, sondern das ganze Leben lang“, ermutigte der Heilige Vater junge Menschen, sich für die Ehe zu entscheiden.

Kinder ins Paradies begleiten

Die Eltern der Dienerin Gottes Chiara Corbella Petrillo erzählen die Geschichte ihrer Tochter. „Die Kinder ins Paradies begleiten und sie gehen lassen“, fasst ihre Mutter Maria Anselma die Aufgabe christlicher Eltern zusammen. „In das Herz von Chiara hat auch die Wahrheit des Kreuzes als Selbsthingabe Eingang gefunden: ein Leben, das sie ihrer Familie, der Kirche und der ganzen Welt geschenkt hat“, ehrte der Heilige Vater die 2012 gestorbene junge Mutter, deren Seligsprechungsprozess 2018 begonnen hat.

„Wir brauchen immer große Vorbilder, zu denen wir aufschauen können: Möge Chiara uns auf unserem Weg der Heiligkeit inspirieren, und möge der Herr die Familien in jedem Kreuz, das sie zu tragen haben, stützen und Frucht bringen lassen.“

Heilung durch Versöhnung

Paul und Germaine Balenza aus dem Kongo berichten von ihrer Wiederversöhnung nach mehrmaliger Untreue des Ehemanns und einer einjährigen Trennung. „Der Wunsch, der in der Tiefe des Herzens eines jeden liegt, ist, dass die Liebe nicht enden möge, dass die Geschichte, die man gemeinsam mit dem geliebten Menschen aufgebaut hat, nicht unterbrochen wird, dass die Früchte, die sie hervorgebracht hat, nicht verloren gehen“, nahm Papst Franziskus auf ihr Zeugnis Bezug.

Es sei ein großes Leiden, wenn menschliche Fehler, Nachlässigkeiten und Sünden das Scheitern einer Ehe hervorrufen. „Die Vergebung heilt jede Wunde, sie ist ein Geschenk, das aus der Gnade fließt, mit der Christus das Paar und die ganze Familie erfüllt, wenn man ihn handeln lässt, wenn man sich ihm zuwendet“, so der Pontifex.

Familie als Ort der liebenvollen Annahme

Pietro und Erika Chiriaco aus Italien berichten über ihr Leben mit sechs Kindern. Nach Beginn des Ukrainekriegs haben sie Iryna und ihre Tochter Sofia aus der Ukraine aufgenommen, die ebenfalls zu den versammelten Familien und Papst Franziskus sprachen.

In seiner Ansprache hob der Heilige Vater die unersetzliche Rolle der Familien in der Gesellschaft hervor: „Während in anonymen Umfeldern die Schwächeren oft verschmäht werden, ist es in der Familie hingegen selbstverständlich, sie aufzunehmen: ein behindertes Kind, ein pflegebedürftiger älterer Mensch, ein Verwandter in Schwierigkeiten, der niemanden hat ... Das gibt Hoffnung“, so der Heilige Vater: „Die Familien sind ein Ort der Annahme, und wehe, wenn sie fehlen würden! Eine Gesellschaft ohne aufnahmewillige Familien würde kalt und unerträglich werden.“

"Hört auf ihn"

Zakia Seddiki, die marokkanische Witwe des 2021 ermordeten italienischen Botschafters Luca Attanasio erzählte in Anwesenheit ihrer drei Töchter und ihrer Mutter von ihrer Ehe, die trotz ihrer verschiedenen Religionszugehörigkeit vom Glauben an Gott und gemeinsamem Gebet getragen war. „In Zakia und Luca finden wir die Schönheit der menschlichen Liebe, die Leidenschaft für das Leben, den Einsatz für den Nächsten und auch die Treue zum eigenen Glauben und zur religiösen Tradition, eine Quelle der Inspiration und der inneren Stärke“, würdigte der Heilige Vater ihr Zeugnis.

„Liebe Freunde, jede eurer Familien hat eine Mission in der Welt zu erfüllen, ein Zeugnis zu geben“, sprach Papst Franziskus die versammelten Familien an und ermutigte sie auf ein intensives Hören auf Gottes Ruf: „Welches ist das Wort, das der Herr durch unser Leben zu den Menschen sprechen will, denen wir begegnen? Welchen „Schritt weiter“ verlangt er heute von unserer Familie? Hört auf ihn“, beendete der Pontifex den Abend.  DT/fha

Die gesamte Ansprache des Heiligen Vaters auf Deutsch findet sich auf den Seiten von Vaticannews.
Der katholische TV-Sender EWTN überträgt das gesamte Weltfamilientreffen im Livestream in deutscher Übersetzung.

Lesen Sie weitere Berichte online und in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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