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Italiens Kirche protestiert gegen Abtreibungspille

Die italienische Regierung erleichtert Abtreibungen wegen der Corona-Pandemie. Die italienischen Bischöfe sprechen von einer "doppelten Niederlage".
Kardinal Gualtiero Bassetti, Vorsitzende der italienischen Bischöfe
Foto: Fabio Frustaci (ANSA) | Von einer Niederlage sowohl für das Leben des Ungeborenen, „als auch für die Frau selbst, die einmal mehr sich selbst überlassen wird“, sprach der Vorsitzende der italienischen Bischöfe, Kardinal Gualtiero Bassetti.

Zwischen Kirche und Regierung in Italien ist es zu einem Konflikt um die Abtreibungspille RU-486 gekommen. In einer Leitlinie hatte Gesundheitsminister Roberto Speranza verfügt, die Abtreibung nach der pharmakologischen Methode auch ohne stationären Krankenhausaufenthalt zuzulassen. Zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel erklärte dazu der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, dass diese Entscheidung der italienischen Regierung eine „doppelte Niederlage“ darstelle, sowohl für das Leben des Ungeborenen, „als auch für die Frau selbst, die einmal mehr sich selbst überlassen wird“. 

Sieg des Todes über das Leben

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Speranza hatte die Entscheidung in einem Tweet mit der Begründung angekündigt, die Lockerung sei „ein wichtiger Schritt vorwärts“ und solle dazu helfen, die Krankenhäuser in Zeiten der Corona-Epidemie zu entlasten. Die neue Leitlinie zur Abtreibung, so Speranza, würden „einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch durch pharmakologische Methoden in der Tagesklinik und bis zur neunten Woche“ vorsehen.

Deutlich reagierte Erzbischof Giampaolo Crepaldi aus Triest. „Leider müssen wir mit Befremden feststellen, dass die, die uns regieren, genau in die gegensätzliche Richtung“ zu dem gingen, was das Fest der Aufnahme Mariens lehre: „Den Sieg des Todes über das Leben und den unerschöpflichen Wert des Lebens selbst.“ Es gebe keinen menschlichen oder zivilen Fortschritt, wenn die betroffene Frau ihrer Einsamkeit überlassen bleibe, so Crepaldi in einer Erklärung.

Päpstliche Akademie für das Leben übt Kritik

Bereits am Vorabend des Marienfests am 15. August hatte die Päpstliche Akademie für das Leben die Entscheidung des Gesundheitsministeriums kritisiert. Ein solcher Schritt verlagere die Abtreibung noch weiter aus dem Gefüge sozialer Beziehungen und der Sphäre gemeinsamer Verantwortung ins Private, heißt es in einer Erklärung. Auch werde der betroffenen Frau mit dem Verzicht auf eine vorhergehende Beratung, die nach dem italienischen Abtreibungsparagraphen 194 vorgesehen ist, die Verantwortungslast für eine Handlung aufgebürdet, die „tiefe Spuren in ihrer Biografie“ hinterlasse.  DT/gho

Italien diskutiert über die Abtreibungspille RU-486: Lesen Sie ausführliche Hintergründe in der kommenden Ausgabe der Tagepost.

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