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Freispruch im Fall Pell: Australischer Sender spricht von Hexenjagd

Der australische Sender „Sky News“ bezeichnete das Verfahren gegen Kardinal George Pell als „eines der größten Justizversagen in der Geschichte Australiens“. Die Bischöfe zeigen sich erleichtert über den Freispruch, mahnen aber auch zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch.
George Pell freigesprochen
Foto: Erik Anderson (AAP) | Viele Leute sollten sich heute schämen über die Rolle, die sie in „der Verfolgung, Hexenjagd und der 404 Tage andauernden Haft eines unschuldigen Mannes“ gespielt hätten, so Nachrichtensprecher Andrew Bolt.
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Australische Medien und mehrere katholischen Bischöfe des Landes begrüßen den Freispruch von Kardinal George Pell von den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Der australische Sender „Sky News“ bezeichnete das Verfahren unmittelbar nach Bekanntgabe des Urteils durch den obersten Gerichtshof in Melbourne als „eines der größten Justizversagen in der Geschichte Australiens“. Viele Leute sollten sich heute schämen über die Rolle, die sie in „der Verfolgung, Hexenjagd und der 404 Tage andauernden Haft eines unschuldigen Mannes“ gespielt hätten, so Nachrichtensprecher Andrew Bolt.

Sky-Moderator spricht von unglaubwürdigen Anschuldigungen

In dem Prozess sei es nicht um juristische Feinheiten gegangen, so der Sky-Moderator weiter, sondern um unglaubwürdige Anschuldigungen, denen dennoch Glauben geschenkt worden sei. Zudem erhob er den Vorwurf, dass Stimmen, die den Kardinal verteidigten, leichtfertig abgetan worden seien. „Es ist eine Schande“, so Bolt. Die Jury, die Kardinal Pell bereit im Dezember 2018 für schuldig befunden hatte, das Berufungsgericht in Victoria, das den Schuldspruch aufrechterhielt, aber auch die Medien, die sich gegen den Kardinal stellten, müssten sich nun für ihre „falschen Anschuldigungen“ verantworten.

Darüber hinaus erklärte Bolt, man müsse sich die Frage stellen, warum man solch eine „Hexenjagd“  auf Pell zugelassen habe. „Wie viele Institutionen waren ein Teil davon? Und warum haben nur so wenige die Stimme zur Verteidigung eines Mannes erhoben, der unschuldig ist?“ Man könne nicht von einem großen Tag für die Justiz sprechen, da Pell persönlich wie finanziell ruiniert sei.

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Sydneys Erzbischof: Verfolgung Pells muss nun aufhören

Der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, erklärte sich „erfreut“ darüber, dass Kardinal Pell nun freigelassen werde und forderte, dass die „Verfolgung“ des Kardinals, die bis zu diesem Punkt geführt habe, nun aufhören müsse. Der Freispruch müsse auch eine Diskussion über das australische Justizsystem anstoßen. Der Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, zeigte sich gespalten. Einerseits fühle er sich erleichtert aufgrund des Freispruchs, andererseits seien seine Gedanken auch beim Kläger, der seine Geschichte erzählt habe und gehört werden wollte.

Indes reagierte der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge, zurückhaltender. Viele würden Pells Freispruch begrüßen, darunter diejenigen, die an die Unschuld des Kardinals geglaubt hatten, teilte er über den Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. „Wir erkennen aber auch, dass die Entscheidung des Höchstgerichts für andere verheerend ist.“ Viele hätten im Laufe des Gerichtsprozesses stark gelitten.

Gleichzeitig betonte Coleridge, dass der Freispruch keine Auswirkungen auf das Vorgehen der Kirche im Kampf gegen sexuellen Missbrauch haben werde. Die Kirche werde an ihrem „unerschütterlichen Engagement für den Schutz von Kindern“ festhalten und eine „gerechte und mitfühlende Reaktion“ zeigen.

DT/mlu

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