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Die Kirche ist nicht der Zuckerguss des Zeitgeistes

Bischof Rudolf Voderholzer reagiert auf die Kritik der Theologieprofessoren Knop und Söding. Die Kirche muss eine Kontrastgesellschaft sein.
Bischof Voderholzer äußerte sich  zu den Einlassungen der Theologen Knop und Söding.
Foto: Armin Weigel (dpa) | Der Regensburger Bischof Voderholzer äußerte sich nun in einem Interview mit Radio Horeb zu den Einlassungen der Theologen Knop und Söding.

In einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau und den Kölner Stadtanzeiger unterstellten die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop und der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding den Kritikern des Synodalen Weges mangelndes theologisches Niveau und kirchenspalterische Tendenzen. Der Regensburger Bischof Voderholzer äußerte sich nun in einem Interview mit Radio Horeb zu den Einlassungen, die er als Reaktion auf sein Statement zum Arbeitspapier der fünf Regionalkonferenzen zum Thema Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche wertete, in dem entgegen den Absprachen und ohne Rücksprache mit den Teilnehmern ein biblisch basierter Text eingeführt wurde, der vor allem im Hinblick auf den Satz „Jesus hatte Jüngerinnen und Jünger. Er weihte niemanden“, Fragen aufwirft. 

Schlechtes Niveau

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„Dieser Satz ist von einem selten schlechten theologischen Niveau,“ so Voderholzer, „weil er verschleiert, dass die sakramentale Wirklichkeit, der ja auch das Weihesakrament zugehört nicht eine Sache des irdischen Wirkens Jesu Christi ist, sondern der Zeit der Kirche angehört.“ Zugleich verweist er auf die Einsetzung des Zwölferkreises, 12 Männer, durch die Jesus das neue Israel, das neue Gottesvolk konstituiert. In der Folge hatte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Kritik Voderholzers angeschlossen, woraufhin die Vorsitzenden des Forums III, die Dogmatikerin Dorothea Sattler und Bischof Franz-Josef Bode, sich für die mangelnde Qualität des Arbeitspapiers entschuldig hatten. 

Bibel auf Platz sieben

In ihrem Zeitungsbeitrag entwickelten Knop und Söding nun eine alternative theologische Prinzipienlehre, die als Reaktion auf Voderholzers Kritik am zentralen Punkt des Arbeitspapier aufzufassen ist. Dabei nennen sie eine Reihe von acht Punkten, die die Basis einer guten Theologie bildeten. Deren erster ist die Relation zu den Zeichen der Zeit. Die Heilige Schrift ist in dieser Auflistung erst auf Platz sieben zu finden, und wird zudem auf ihr Erneuerungspotential reduziert. Die in Jesus Christus kulminierende Offenbarung Gottes fehlt ganz. Nach der Gefahr einer Kirchenspaltung gefragt, antwortet Voderholzer, dass die medial verstärkten, zugespitzten Forderungen des Synodalen Wegs dem Primat der Neuevangelisierung und der Einheit der Kirche, die die Einheit im Glauben und in der Moral einschließe, entgegenstünden. 

Gefahr der Spaltung

„Deshalb bergen sie“, so Voderholzer, „die Gefahr einer Spaltung.“ Dies gelte insbesondere für die von Papst Johannes-Paul II. definitiv ausgeschlossene Weihe von Frauen, einer Lehre, der sich auch die Ostkirchen anschließen. Den Reformbedarf innerhalb der Kirche versteht Voderholzer als das Wahrnehmen des Umkehrrufes Jesu, der jedem einzelnen gilt, was in der Mitte der Konstitution Lumen Gentium mit dem für alle Christen geltenden Ruf zur Heiligkeit gelehrt wird. Ein Blick auf die Kirchengeschichte zeigt: „Wahre Erneuerung der Kirche ging immer von den Heiligen aus.“ Voderholzer forderte deshalb „Kenntnis der heiligen Schrift treueres Gebet, Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, tiefere Kenntnis der heiligen Überlieferung der Kirche zuallererst bei den Verantwortlichen“ sowie „Freimut und Indifferenz gegenüber medialer Ächtung. Wir sind als Kirche nicht berufen, der Zuckerguss zu sein über den Erscheinungsformen des Zeitgeistes, sondern wir haben im Licht der Offenbarung Gottes manchmal auch Kontrastgesellschaft zu sein.“ DT/bst

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