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Der Petersplatz ist wieder offen

Bereits am Montag können Gläubige wieder in der Vatikanbasilika beten. Franziskus feierte eine Messe zum hundertsten Geburtstag von Johannes Paul II.
Coronavirus - Vatikan
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Ordensschwestern von Santa Elisabetta verlassen den Petersplatz. In der Vatikanstadt öffnete nach rund zweieinhalb Monaten Lockdown wieder der Petersdom.

Nun ist auch der Petersplatz wieder offen und zugänglich. Ein Ansturm der Massen war es nicht, als am Montag unmittelbar nach der Messe von Papst Franziskus am Altar mit den Gebeinen von Johannes Paul II. zu dessen hundertsten Geburtstag sich die Pforten des Petersdoms wieder geöffnet hatten. Schon bald gab es an den Sicherheitskontrollen keine Schlange mehr. Einzeln oder zu zweit gingen Gläubige die Stufen zur Vorhalle der Vatikanbasilika hinauf – mit Mundschutz, Sicherheitsabstand und nach der Temperaturkontrolle.

Im Dom herrscht Stille, maximal 18 Personen können vor dem Grab des polnischen Papstes beten, zwei in jeder Bank. Die erste Papstmesse mit Volk wird bis auf Weiteres auch die letzte bleiben. Die Übertragungen der Morgenmesse aus Santa Marta sind mit dem allmählichen Wiederbeginn der öffentlichen Gottesdienste in Italien beendet, Christi Himmelfahrt ist kein Gottesdienst, es bleibt zunächst nur bei den per Livestream übertragenen Auftritten des Papstes: der Generalaudienz und dem Gebet des „Regina coeli“ in der Bibliothek des Apostolischen Palasts.  

Das Gebet als erste Aufgabe eines Bischofs

In der kurzen Predigt, die Franziskus ganz seinem heiligen Vorgänger widmete, stellte der Papst drei Spuren des guten Hirten heraus, die bei Johannes Paul II. zu finden seien: das Gebet, die Nähe zum Volk und die Liebe zur Gerechtigkeit. Er sei „ein Mann Gottes“ gewesen, weil er betete und so viel betete, trotz der vielen Arbeit, die er tun musste, um die Kirche zu leiten. „Er wusste genau, dass die erste Aufgabe eines Bischofs das Beten ist.“ Und er habe gelehrt, dass ein Bischof, wenn er am Abend die Gewissenserforschung macht, sich fragen muss: Wie viele Stunden habe ich heute gebetet?“ Dann sei Johannes Paul II. „kein von den Menschen losgelöster Mann“ gewesen – im Gegenteil: „Er besuchte die Menschen und reiste um die ganze Welt, er suchte seine Leute, er kam ihnen näher. Und Nähe ist eine der Eigenschaften, die Gott bei seinem Volk auszeichnet.“ Ein Hirte sei den Menschen nahe, ansonsten sei er kein Hirte. Vielleicht sei er ein Hierarch, ein Verwalter, „vielleicht ein guter, aber er ist kein Hirte.“

Barmherzige Gerechtigkeit

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Die dritte Spur, so Franziskus weiter, sei die Liebe zur Gerechtigkeit gewesen: „Aber volle Gerechtigkeit!“ Soziale Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit des Volkes, eine Gerechtigkeit, die Kriege verjagt. Aus diesem Grund sei Johannes Paul II. der Mann der Barmherzigkeit gewesen, denn Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehörten zusammen: „Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit, Barmherzigkeit ist Barmherzigkeit, aber das eine ohne das andere findet man nicht.“ Man solle daran denken, „wie er die Verehrung der heiligen Faustina weitergeführt hat, deren liturgisches Gedächtnis nun auf die ganze Kirche ausgedehnt ist.“ Johannes Paul II. habe gespürt, dass die Gerechtigkeit Gottes dieses Gesicht der Barmherzigkeit, diese Haltung der Barmherzigkeit habe. 

DT/gho

Zum ersten Mal seit 68 Tagen ist der Petersplatz wieder für Gläubige geöffnet. Weitere Eindrücke der ersten Stunden nach der Öffnung lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagspost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe kostenlos

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