Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers bedauert in einem Interview mit katholisch.de den Umgang des Bistums in der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch den verstorbenen Priester Herbert Jungnitsch. Zugleich spricht sich der Bischof für die Einebnung des Grabes von Jungnitsch in Heidenau aus.
Fall seit 2010 bekannt
Timmerevers betonte in dem am Mittwoch veröffentlichten Interview, das Bistum wolle den Opfern des sexuellen Missbrauchs von Herbert Jungnitsch die Chance geben, dieses schreckliche Kapitel ihres Lebens besser verarbeiten und eventuell sogar ein Stück weit abschließen zu können. Die Einebnung des Grabes solle verhindern, dass es zu Retraumatisierungen bei den Opfern kommen könnte. „Es geht nicht um ein Tabuisieren oder ein Auslöschen einer Erinnerung, sondern um ein Zeichen der Veränderung“, so Timmerevers. Ob und was an dieser Grabstelle nach einer Einebnung stehen soll, könne nur im Rahmen der Aufarbeitung vor Ort mit der Gemeinde und den Betroffenen geklärt werden. Bischof Timmerevers wollte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht dazu äußern, inwiefern es aus christlicher Sicht vertretbar ist, einem Menschen seine Ruhestätte zu entziehen.
Der Fall von Jungnitsch ist im Bistum seit 2010 bekannt. Warum man den Vorwürfen vor seinem Amtsantritt 2016 nicht stärker nachgegangen sei, sei dem Bischof von Dresden-Meißen nicht im Detail bekannt. „Ich kann aber versprechen, dass wir die weitere Aufarbeitung nun mit Hochdruck angehen werden.“ Ziel sei es, die Gemeinde bei dem nun anstehenden Prozess so gut wie möglich zu unterstützen. Er versprach, dass er „in dieser Sache ganz klar an der Seite der Betroffenen“ stehe.
Unabhängige Aufarbeitungskommission geplant
Jungnitsch hat nachweislich mehrere Kinder sexuell missbraucht. Wie der Seelsorgerat der Pfarrgemeinde St. Georg bestätigt, soll der verstorbene Priester körperliche und sexualisierte Gewalt gegen mindestens vier Kinder angewandt haben. Außerdem soll Jungnitsch zwei Jugendliche zusammen mit weiteren Männern aus der Gemeinde zum Sex gezwungen haben, wie die „Sächsische Zeitung“ berichtete. Die Zeitung hatte als erstes über den Fall berichtet.
Der Bischof versprach, dass das Bistum „die weitere Aufarbeitung nun mit Hochdruck angehen“ werde. Dafür solle zeitnah in Kooperation mit anderen Bistümern eine unabhängige Aufarbeitungskommission, sowie ein Betroffenenbeirat entstehen. Zunächst wolle sich das Bistum aber auf den Fall Jungnitsch konzentrieren und Erfahrungen sammeln, wie die Aufarbeitung in einer Gemeinde gut gelingen könne. „Meine Vorstellung ist, dass wir das, was wir in Heidenau lernen, später auch in anderen Pfarrgemeinden umsetzen können“, so Timmerevers. DT/ vwe
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