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Jetzt müssen sich die deutschen Bischöfe entscheiden

Bleiben sie katholisch und in Gemeinschaft mit der universalen Kirche oder gründen sie eine zweite protestantische Kirche in Deutschland?
4. Synodalversammlung: Essener Bischof Franz-Josef Overbeck
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Für schismatische Bischöfe muss man beten. Aber man muss ihnen nicht mehr folgen. Im Bild: der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck.

Bei vielen Gläubigen mag der Eindruck entstanden sein, die deutschen Bischöfe hätten mit ihrer mehrheitlich beschlossenen Abkehr von der Monogamie und der Liberalisierung aller Formen von sexuellen Verbindungen außerhalb der Ehe eine neue Morallehre geschaffen. Und wer die Stimmung bei der jüngsten Synodalversammlung in Frankfurt genau beobachtet hat, könnte auch dieser Meinung sein: Was früher im Katechismus stand, gilt nicht mehr. Statt der traditionellen Lehre der Kirche wurde nun auch von einer überwältigenden Mehrheit der Bischöfe die postmoderne Neuform eines aufgeklärten Christentums in Kraft gesetzt.

Der Bischof von Limburg kündigte an, selbst mit dem an der nötigen Zweidrittelmehrheit gescheiterten Grundtext zur Sexualmoral in seinem Bistum weiter arbeiten zu wollen. Als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz macht er sich damit zum Sprecher einer Pressure Group, die partout neue Lehren in die Welt setzen will.

Das Gespräch mit den Bischöfen suchen

Genau das aber hatte der Vatikan in seiner Erklärung vom vergangenen 21. Juli ausgeschlossen: Es ist „wünschenswert“, hieß es dort, dass die Vorschläge des Synodalen Weges „in Deutschland in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben“.

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Da die Abstimmungen über alle weiteren Papiere auf der Frankfurter Synodalversammlung öffentlich waren, wissen die Gläubigen in den einzelnen Diözesen, wie ihre Ortsbischöfe sich positioniert haben, und sie können sie mit dem anderen Diktum konfrontieren, das in der vatikanischen Erklärung vom Juli stand: „Der Synodale Weg in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden.“ Handeln Bischöfe einzeln oder mit anderen zusammen gegen diese Weisung, beteiligen sie sich am Aufbau einer deutschen Nationalkirche, die sich vom Rest der Universalkirche abtrennen will.

Im November der Ad-limina-Besuch in Rom

Für schismatische Bischöfe muss man beten. Aber man muss ihnen nicht mehr folgen. Bevor es jedoch dazu kommt, ist es jedem Gläubigen unbenommen, mit den eigenen Ortsbischöfen ins Gespräch zu kommen, damit sie sich einmal erklären. Es ist ja nicht nur so, dass die Vorschläge des Synodalen Wegs in den Prozess der Weltsynode einfließen sollen, aber in Deutschland keine bindende Wirkung entfalten dürfen.

Im November statten die deutschen Bischöfe dem Vatikan ihren Ad-limina-Besuch ab. Und in Rom wird man die Texte der deutschen Synodalversammlungen sehr genau gelesen haben. Abgesehen davon, dass in der Weltkirche niemand auf Ratschläge aus Deutschland wartet, wo die Kirche von ihren Zahlen und ihrer Glaubenskraft her am Boden liegt, werden Papst und Vatikan von den deutschen Bischöfen wissen wollen, ob sie – wie es Franziskus ausgedrückt hat – denn nun zu einer zweiten protestantischen Kirche in Deutschland werden wollen. Das aber können die Bischöfe zu Hause vorher schon ihren Gläubigen erklären.

Lesen Sie ausführliche Hintergründe, Berichte und Analysen zur vierten Synodalversammlung in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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