04. Juni: Der Wochenheilige

Sel. José Maria Gran Cirera MSC

Der Priester aus dem Orden der Herz-Jesu-Missionare starb als Märtyrer in Guatemala.
Selige José Maria Gran Cirera MSC
| José Maria Gran Cirera MSC wurde am 23. April 2021 in Santa Cruz del Quiché als Märtyrer seliggesprochen,

Am 23. April 2021 wurden in Santa Cruz del Quiché zehn Märtyrer seliggesprochen, die zwischen 1980 und 1991 in Guatemala ermordet worden waren: drei Priester aus dem Orden der Herz-Jesu-Missionare und sieben Laien, darunter ein Junge von zwölf Jahren. Einer der Märtyrer ist der selige José Maria Gran Cirera, dessen Gedenktag die Kirche am 4. Juni feiert. José Maria Gran Cirera wurde am 27. April 1945 in Canet de Mar bei Barcelona geboren. Mit 20 Jahren trat er in den Orden der Herz-Jesu-Missionare ein, deren besonderes Charisma darin liegt, die Liebe Jesu an alle Orte der Welt zu bringen. „Im Vertrauen auf die Gnade Gottes werden wir bereit sein, wenn nötig, unser Leben für die Menschen zu geben“, heißt es in ihren Konstitutionen.

1972 wurde Pater José Maria zum Priester geweiht und drei Jahre später auf eigenen Wunsch als Missionar nach Guatemala gesandt, das damals unter einem heftigen Bürgerkrieg zwischen der Militärregierung und einer linken Guerilla litt. Er kam in die Diözese Quiché, deren Bevölkerung zu über 90 Prozent aus Nachfahren der Maya bestand, die als abhängige Bauern in größter Armut lebten.

Option für die Armen

Die Diözese wurde von Bischof Juan Gerardi geleitet, der sich ausdrücklich zur „Option für die Armen“ bekannte wie sie 1968 in der 2. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik (CELAM) in Medellín formuliert worden war, und der einer der entschiedensten Kämpfer gegen Menschenrechtsverletzungen in Guatemala war. „Ich danke Gott, dass ich in Guatemala bin“, schrieb Pater José Maria an seine Familie, „denn ich habe eine besondere Zuneigung und Achtung für diese Menschen. Ihnen will ich das wahre Bild Gottes als guter Vater verkünden, mit ganzer Freude und Hingabe.“

Fünf Jahre lang arbeitete Pater José Maria als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden der Diözese Quiché, zuletzt in Chajul im nordwestlichen Hochland von Guatemala. Die geographische Lage und das Klima erschwerten das Leben in dieser sehr weitläufigen Pfarrei. Die Bevölkerung bestand aus Ixil-Maya, die unter Verdacht standen, die Guerilla zu unterstützen, was dazu führte, dass die Armee ganze Dörfer der Ixil auslöschte und Männer, Frauen und Kinder massakrierte. Pater José Maria schrieb: „Hier sind viele Soldaten. Für die Menschen ist die Anwesenheit des Pfarrers sehr wichtig, auch wenn er konkret wenig ausrichten kann. Aber die Menschen spüren die Nähe und die Anteilnahme.“ Weiter schrieb er: „Ich entdecke, was Weihnachten bedeutet. Jesus ist gekommen, um allen Menschen eine Stimme zu geben, besonders den ärmsten und jenen, die vom Leben enttäuscht sind. Seit ich hier unter den Menschen von Quiché bin, verstehe ich das immer mehr. Die Menschen hier haben mir geholfen, die Hoffnung und die Freude zu leben, die von Jesus kommt.“

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Eine Frau aus seiner Pfarrei erinnerte sich später: „Er erklärte das Wort Gottes so, dass wir es verstehen konnten, er ging an unserer Seite und trug unser Kreuz. Daher schenkten wir den Verleumdungen, die die Soldaten über ihn verbreiteten, keine Beachtung.“

Im Visier der Militärregierung

Priester und Katecheten standen im Visier der Militärregierung, wurden verleumdet, entführt, ermordet oder verschwanden spurlos. Anfang Juni 1980 besuchte Pater José Maria zusammen mit einem Katecheten das Dorf Chel im äußersten Norden der Pfarrei. Bereits auf der Hinfahrt mit dem Auto spürten sie, dass Gefahr in der Luft lag. Trotzdem machten sie sich am 4. Juni zurück auf den Weg nach Chajul, um dort am folgenden Tag das Fronleichnamsfest zu feiern.

Dazu kam es nicht mehr, denn vor dem Dorf Xe Ixoq Vitz wurde ihr Auto von Soldaten gestoppt und von einer Maschinengewehrsalve durchlöchert. Pater José Maria und der Katechet waren auf der Stelle tot. „Unsere Märtyrer gingen von Haus zu Haus, um den Glauben am Leben erhalten, mit ihren Brüdern zu beten, zu evangelisieren“, sagte Rosolino Bianchetti Boffelli, der Bischof von Quiché, anlässlich der Seligsprechung. „Sie waren beseelt von großem Glauben, von großem Vertrauen in Gott, aber gleichzeitig von großem Engagement für eine Veränderung und eine anderes Guatemala.“

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