Im 19. Jahrhundert verbreitete sich die Cholera in großen Teilen Europas. Bei einem schweren Ausbruch dieser Infektionskrankheit in der italienischen Hafenstadt Genua kam im Jahr 1866 der Kapuzinerbruder Francesco Maria von Camporosso ums Leben, der bereits zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit stand. Er wurde 1929 von Pius XI. selig- und 1962 von Johannes XXIII. heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 17. September. Giovanni Evangelista Croese, so sein bürgerlicher Name, wurde am 27. Dezember 1804 in Camporosso, einem kleinen Ort am ligurischen Meer, geboren.
Seine Eltern waren Landarbeiter. Bereits ab dem Alter von sieben Jahren – nach einem kurzen Schulbesuch, der bei ihm keine Begeisterung geweckt hatte – half er seinen Eltern beim Hüten der Kühe und beim Anbau von Oliven, Wein und Gemüse. Mit zehn Jahren genas er auf einer Wallfahrt nach Notre-Dame de Laghet von einer schweren Krankheit.
Von Krankheit genesen
Dieses Ereignis prägte den Jungen tief. Mit 18 Jahren trat er dem Drittorden der Franziskaner in Sestri Ponente bei Genua bei, war dort aber unzufrieden, da er dieses Leben als zu bequem empfand, und wollte zu den Kapuzinern wechseln. Da sein Oberer ihm dies nicht gestattete, floh er nachts aus dem Kloster und klopfte an die Tür bei den Kapuzinern im abgelegenen San Francesco di Volti. Hier wurde er als Postulant aufgenommen und erhielt den Namen Francesco Maria. Im Advent 1825 wurde er für das Noviziat nach Genua gesandt, wo er ein Jahr später die Ordensgelübde ablegte. Bruder Francesco Maria führte ein sehr karges und strenges Leben, in dem die Buße eine zentrale Rolle spielte: Er betete nachts viele Stunden und meditierte über das Leiden Christi; wenn er schlief, schlief er auf dem nackten Boden. Er trug ein raues Büßerhemd unter einem alten, geflickten Ordensgewand, lief immer barfuß und aß das, was andere übrigließen.
Einsatz für die Armen
Vor allem stand für ihn die Nächstenliebe im Vordergrund: Er verzichtete auf alle Annehmlichkeiten, um möglichst viel den Armen zu geben.
Fünf Jahre lang wurde er für einfache Arbeiten eingesetzt, als Koch, Gärtner, Sakristan und in der Pflege kranker Ordensbrüder. Als dann der Almosensammler der Gemeinschaft zu alt wurde, um sein anstrengendes Amt auf den Straßen und in den Häusern der Stadt allein durchzuführen, wurde Bruder Francesco Maria ihm zur Seite gestellt.
Im Jahr 1840, mit 36 Jahren, wurde er der offizielle Almosensammler der Kapuziner in Genua. Unermüdlich zog er durch die Straßen der Hafenstadt, klopfte an den Wohnungen einfacher Arbeiter ebenso an wie an den Villen der Reichen und sammelte Geld- und Sachspenden, für die er im Kloster ein Depot anlegte, um sie an jene zu verteilen, die Hilfe nötig hatten. Wenn er zum Sammeln unterwegs in der Stadt war, hatte er immer ein offenes Ohr für die Menschen, erteilte geistlichen Rat und versuchte, Jungen, die orientierungslos auf den Straßen umherschweiften, für das Priesteramt zu begeistern.
Lange im Rufe der Heiligkeit
Der demütige Kapuziner mit dem zerschlissenen Ordensgewand, der für alle ein freundliches Wort hatte und dem die Fähigkeit nachgesagt wurde, in die Zukunft zu schauen, wurde in Genua zu einer bekannten Gestalt; er kam im Laufe der Jahre in den Ruf der Heiligkeit. Seine Briefe, die er entweder sehr mühsam selbst schrieb oder diktierte, bringen seine einfache Spiritualität zum Ausdruck: Nächstenliebe und Opferbereitschaft, genährt von Glauben und Hoffnung. Das größte Opfer brachte er 1866 dar: Als die Hafenstadt von einer schweren Cholera-Epidemie heimgesucht wurde und er selbst den Kranken nicht mehr helfen konnte, bot er sein Leben für die Rettung der Menschen von Genua dar. Drei Tage später, am 17. September, starb er selbst an der Cholera; gleichzeitig begann die Zahl der Opfer der Epidemie zurückzugehen.
Sein Leichnam wurde zunächst in einem öffentlichen Friedhof beigesetzt, wo ein Monument auf das Grab des „heiligen Bruders“ gesetzt wurde. Später wurde er in die Klosterkirche der Kapuziner überführt, und die Stadt Genua ließ im Hafengebiet ein Denkmal für ihn errichten. Francesco Maria von Camporosso ist einer der Schutzpatrone der Seeleute und Hafenarbeiter.
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