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Corona-Exerzitien: Von Hirten und Herden

Wenn die Hirten nicht gut sind, ist die Herde großen Gefahren ausgesetzt. Deswegen ist es ein Gebot der Stunde, um gute Hirten zu beten.
Gebet für geistliche Berufungen
Foto: Jochen Lübke (dpa) | Wenn Christus sich selbst als Hirt bezeichnet, dann ist damit ein Wesensmerkmal auch des Apostels gesetzt, der ihn später vertreten soll.

Runde Tische hat es seit König Artus´ Zeiten viele gegeben. In neueren Zeiten installierte man sie gerne beim Diskurs. Unsere gegenwärtige Gesellschaft greift gerne nach runden Tischen. Besonders dann, wenn unklar ist, wer die Führung übernehmen soll.

In den Evangelien ist derlei nicht zu finden. Der Tisch, an dem die Gemeinschaft der Jünger Christi sitzt, ist nie rund. Selbst nicht im Abendmahlssaal. Der Meister sitzt – ganz dem orientalischen Gebrauch gehorchend – an der Stirnseite. Er bewirtet, Er spricht im Gegenüber. Christus, so lesen wir, lehrt vom Boot aus, die Menge steht am Ufer. Es sind Auftritte jenseits eines geschlossenen Kreises von auf Wahrheitsfindung ausgerichteten Diskutanten. Es sind Konfrontationen mit der Wahrheit, die Mensch geworden ist und die sich nicht im Stuhlkreis oder am runden Tisch herbeireden lässt.

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Nicht eines von den Schafen verlieren

So wie auch der Hirt niemals die Schafe im Kreis um sich versammelt und sich als eines unter ihnen dazusetzt. Der Hirt geht voran. Sonst hat er seinen Namen „Hirt“ nicht verdient. Der Hirt weist den Weg und führt die Herde auf die Weide. Manchmal steht er auch daneben. Aber nie ohne Beobachtung und ohne die Leidenschaft, nicht eines von den Schafen zu verlieren.

Wenn Christus sich selbst als Hirt bezeichnet, dann ist damit ein Wesensmerkmal auch des Apostels gesetzt, der ihn später vertreten soll. Denn der Apostel wird nicht umhin können, voranzugehen und nach dem Vorbild des Guten Hirten, der Herde zum Leben zu verhelfen. Die Schafe lernen in der Kontinuität der Verkündigung die Stimme der Hirten zu kennen, zu schätzen, vielleicht auch zu fürchten.

Und umgekehrt soll der Apostel die Stimmen seiner Herde kennen. Damit er ihre Bedürfnisse und Schwächen kennt, um sie zu begleiten, zu stützen, zu mahnen und – gegebenenfalls – ihre Abwege zu verhindern.

Hirten, die alles geben, was sie haben

Wenn wir heute am Priesterdonnerstag und am kommenden Sonntag des Guten Hirten darum beten, dass Menschen sich in die Nachfolge der Apostel begeben, dann wissen wir – nicht ohne aktuelle Sorgen – welch hohe Berufung damit verbunden ist und welch großen Gefahren die Herde ausgesetzt ist, wenn die Hirten nicht gut sind.

Deswegen ist es ein Gebot der Stunde, um gute Hirten zu beten. Um Hirten, die alles geben, was sie haben. Denn nur in Herden, wo Hirten ihr Leben geben, sind die Schafe sicher vor den Wölfen.

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Guido Rodheudt Apostel Jesus Christus

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