Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Synodaler Prozess in Österreich

Wir stehen am Anfang

Erstaunlich unaufgeregt und erschreckend unspektakulär wurden am Mittwoch die Österreich-Ergebnisse des Synodalen Prozesses in Wien präsentiert. Ein Kommentar.
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzende der österreichischen Bischöfe
Foto: Rudi Gigler via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Die präsentierten Ergebnisse des Synodalen Prozesses in Österreich sorgten für keinerlei Überraschungen. Im Bild: der Vorsitzende der österreichischen Bischöfe, Franz Lackner.

Nachdem der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenzen, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, seine persönliche Überraschung über das von Papst Franziskus ausgegebene Thema der Bischofsynode im nächsten Jahr „Für eine synodale Kirche. Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“ zum Ausdruck gebracht hatte, sorgten die im Anschluss daran präsentierten Ergebnisse des Synodalen Prozesses in Österreich für keinerlei Überraschungen. Sie drückten vielmehr kraftlose Zurückhaltung und ideenlose Bequemlichkeit im Großen und Ganzen aus.

Weder Neues noch Lösungen

Denn die neun Thesen, welche als Summe dieses monatelange „Hinhören“ widerspiegeln sollten, brachten nichts Neues auf den Tisch, geschweige denn schufen sie Lösungen, welche als konkrete Positionierung der Nationalkirche oder als verbindliche Aussage gegenüber den Gläubigen in Bezug auf die drängenden Anliegen und bestehenden Unsicherheiten begriffen werden könnten.

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Viel mehr beschäftigte man sich mit dem Nachdenken über den Begriff „Synodalität“ als Diskurswerkzeug bei der Verständigung zwischen den verschiedenen Konfliktparteien, was nichts weiter bedeutet, als darüber zu sprechen, wie man miteinander spricht, als sich darüber zu unterhalten, was gerade Thema ist, nämlich klare Antworten zu finden auf die Fragen der Zeit!

Dieses offenkundige Versäumnis mag daran liegen, dass man es in Österreich nicht schaffte, auf gleiche Weise und insbesondere in die Breite wirkmächtig die Anliegen des Synodalen Prozesses kundzutun sowie begründete Vorbehalte und durch Erfahrungen und Enttäuschungen gewachsene Skepsis abzubauen: „Der Synodale Prozess wurde in Österreich sehr heterogen interpretiert und umgesetzt. […] Aus einzelnen Diözesen waren Klagen über intransparente Vorgänge und zu wenig Beteiligung zu hören. Schwierigkeiten gab es auch bei der Teilhabe von jungen Menschen, anderssprachigen Gemeinden sowie externen Gesprächspartnern. […] neben vielen neuen und positiven Erfahrungen mit der synodalen Methodik waren auch Ängste, Misstrauen, Ärger und latente Konflikte zu beobachten.“

Die heißen Eisen bleiben unberührt

Also einigte man sich auf eine Art Minimalforderung, welche jedoch die wirklich heißen Eisen wie etwa die Weihe von Frauen, den Zölibat oder die eindeutige kirchliche Position in Fragen der Sexualmoral nicht berührt: „Bei Anliegen, die nicht vor Ort umgesetzt werden können, wünschen sich die Gläubigen eine Thematisierung auf entsprechender kirchlicher Ebene.“

Zusammengefasst lässt sich nichts an dieser „Österreich-Synthese zum Synodalen Prozess der Katholischen Kirche“ finden, das begründet hoffen ließe, dass es am Ende dieses Synodalen Prozesses heißen könnte: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen.“ (Apg 15,28). Im Gegenteil, liest man die Ergebnisse der Kirche von Österreich, lässt sich nur sagen: Wir stehen am Anfang … und wissen noch nicht wohin!

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