Der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, hat die russisch-orthodoxe Kirche mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verglichen. Vor dem Hintergrund der Intensivierung der Kampfhandlungen in der Südukraine, wo eine ukrainische Offensive in der jüngst von Russland annektierten Oblast Cherson erwartet wird, sagte Schewtschuk am Mittwochabend: „Die Rechtfertigung und der Aufruf zum Krieg durch die russisch-orthodoxe Kirche ähneln zunehmend der Doktrin des Islamischen Staates IS.“ Bei Patriarch Kyrill und auch bei russisch-orthodoxen Priestern könne man sehen, „wie der christliche Glaube zu einem ideologischen Werkzeug für die Propaganda des russischen Nazismus wird“.
Zerstörung des Vertrauens in christlichen Glauben
Kyrill hatte bereits Ende September in einer Predigt die im aktuellen Krieg gefallenen russischen Soldaten als Märtyrer bezeichnet. Aufgrund ihres Opfers glaube er, dass den Soldaten alle Sünden vergeben würden. Schewtschuk bezog sich auch auf ein vor wenigen Tagen aufgetauchtes Video, indem ein – allerdings 2016 suspendierter – Priester in vollem Ornat eine Granate auf ukrainische Stellungen feuert. In dem auf der Plattform Youtube online gestellten Video sagt der ehemalige Geistliche in die Kamera: „Die Moskauer Theologische Akademie kämpft gegen die Nato.“
Die christliche Rechtfertigung der „mörderischen Ideologie“ und die „vollständige Synthese zwischen dem Kreml und der russisch-orthodoxen Kirche“ sei, so Schewtschuk, „ein echter Schock“. Wie der Großerzbischof der mit Rom unierten Kirche weiters in einer Videobotschaft ausführte, zerstöre die Ideologie von der „russischen Welt“ nicht nur die Grundlagen des internationalen Rechts und des friedlichen Zusammenlebens der Völker, sondern in einer säkularisierten Welt auch das Vertrauen in den christlichen Glauben. DT/KNA/jra
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