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Künstler setzten sich mit der Bibel auseinander

Das Buch „Vulgata: 77 Zugriffe auf die Bibel“ lässt die Spannung zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche spürbar werden.
Zeitgenössische Kunst und Kirche
Foto: Jan Woitas (dpa-Zentralbild) | Spürbar wird die Spannung zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche in dem Band "Vulgata", in dem 77 ausgewählte Künstler sich mit der Botschaft der Bibel auseinandersetzen.

Künstler sind heute vor allem frei. Das heißt nicht, dass sie keine Grundsätze haben. Nur festnageln lassen wollen sie sich darauf nicht. Spürbar wird diese Spannung in dem vorliegenden Band, in dem 77 ausgewählte Künstler sich mit der Botschaft der Bibel auseinandersetzen. Wie immer, wenn zeitgenössische Kunst auf Kirche trifft, ist zu erwarten, dass man sowohl auf Anregendes, als auch auf Empörendes und Bedenkenswertes stößt.

Bruch der Verbindung setzt mit der Aufklärung ein

Der Bruch einer über Jahrhunderte ausgezeichnet funktionierenden Verbindung setzt mit der Aufklärung ein, die den Ausgang nicht nur des Menschen im Allgemeinen, sondern ganz besonders des Künstlers aus einer Situation allzu freiwillig akzeptierter Bevormundung, wie man die wegweisende Bindung an eine Religion von da an nannte, einläutet. Seitdem ist Kunst nicht nur gekonnt, sondern auch von dem Bedürfnis getrieben, die eigene Botschaft in den Vordergrund zu stellen.

Was dabei herauskommt, kann man auf dem Titelbild des Kunstbandes sehen. Er zeigt zwei übereinandergelegte iPhone-Fotos, die die Hände eines Künstlers zeigen, die jene Geste des Miteinander Verbundenseins nachahmen, die Adam und sein Schöpfer, einander die Hände entgegenstreckend, an der Decke der Sixtinischen Kapelle zeigen. Mit einem entscheidenden Unterschied, denn sie sind eben nicht Teil eines Bildes, sondern getrennt, eben so, wie der Künstler offenbar die Situation von Schöpfer und Geschöpf wahrnimmt.

Was Descartes dem Denken zumutete, ist zum Klick mutiert

Im „Foyer“ überschriebenen einleitenden Essay des Kunstbandes wird hierzu treffend formuliert: „Die doppelt anmaßende Arbeit ist eine spielerische Neukreation von Michelangelos ,Erschaffung Adams‘. Ein subtiles Spiel des Turner-Prize-Trägers Mark Wallinger mit Geschichte, Medium, Mythos und Künstlermythos. Es ist die Selbstvergewisserung im Handy-Snapshot. Was René Descartes noch dem Denken zugemutet hat, ist nun zum Klick mutiert: Ich klicke, also bin ich. Ego.“ Was sich dahinter verbirgt ist purer Atheismus. Der in sich selbst eingesperrte Mensch vermag nur noch sein eigenes armes Ich abzulichten, die Perspektive der Transzendenz ist für ihn anscheinend nicht mehr wahrnehmbar.

DT

Was man beim Studium des Bandes „Vulgata: 77 Zugriffe auf die Bibel“ lernen kann, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 14. März 2019.

Themen & Autoren
Barbara Stühlmeyer Bibel Gegenwartskunst Künstlerinnen und Künstler René Descartes Sixtinische Kapelle

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