In alten Religionen sind die "Götter" meist schweigende, launische Gestalten. Wenn das Wetter nicht stimmt, die Ernte ausbleibt und Kriegspläne versagen, weiß man, dass die Götter zürnen. Man muss sie anrufen, sie beschwören, bei den Opfern ein bisschen nachlegen, dann funktioniert die Welt wieder. Selbst unter Christen findet man noch Reste dieses primitiven Gottesbildes.
Wie offenbart sich Gott im Alten Testament?
Welche Bedeutung hat das Neue Testament für Christen?
Youcat 8 und 18
Dass Gott anders, ganz anders ist, als es sich die Leute gerne ausmalen, dämmerte der Menschheit vor einigen Tausend Jahren im Vorderen Orient. Bei Abraham taucht plötzlich ein Gott in Rufweite auf, ein Gott, der etwas will ... und nicht etwa Rauch-, Tier- oder gar Menschenopfer: "Geh fort aus deinem Land in das Land, das ich dir zeigen werde!" (Genesis 12,1) Was Gott da will, ist komplett im Interesse dieses Nomadenfürsten. "Ein Segen sollst du sein" (Genesis 12,2). Mit Abraham beginnt die endlose Geschichte eines Gottes, der sich segnend einmischt, indem er ruft und beruft, immer deutlicher auch aus dem Elend herausruft. Einzelne erfahren das, schließlich das Volk Israel, schließlich die ganze Welt. Ganz klar wird das bei Jesus Christus, der nicht nur Fischer zu Menschenfischern (Markus 1,17) also zu einem besonderen Dienst beruft, sondern eine Berufung für jeden einzelnen Menschen im Sinn hat: Er "will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen". (1 Timotheus 2,4)
Wozu sind wir auf der Erde?
Sollen wir alle "Heilige" werden?
Youcat 1 und 342
Jesus fundamentales Interesse ist es, Menschen in eine Beziehung der Kommunikation, der Liebe und Freundschaft zu Gott zu bringen. Und er bringt sich selbst auf göttliche Weise ins Spiel: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!" (Matthäus 11,28) Mutter Teresa (1910 1997) hat intensiv über den zum Rufen nahen, berufenden Gott nachgedacht: "Für Gott bist du einzigartig. Er will dich ehren, indem er dich mit seiner Gegenwart erfüllt. Er hat dich berufen, du gehörst ihm. Wenn du das erkennst, kannst du jeden Fehler, jede Erniedrigung, jedes Leiden durchstehen wenn du die persönliche Liebe Jesu für dich und deine Liebe für ihn erkennst." Übrigens hat jede Berufung ein eigenes Gesicht. Oft haben wir uns nicht ausgesucht, wozu uns Gott beruft und wohin er uns stellt. Ich kenne eine Frau, die von einem Sterbenden zum nächsten gerufen wird, weil sie genial darin ist, Menschen hinüberzuhelfen in die Ewige Heimat. Heute weiß sie: "Es ist meine Berufung!"
Warum heißt die Kirche apostolisch?
Youcat 137
Nun gibt es nicht nur allgemeine Berufungen in der Kirche. Worin besteht die besondere Berufung eines Bischofs oder eines Priester? Die kürzestes Antwort ist: Er ist ein Nachfolger der Apostel. Er tut, was die Apostel taten. Im Neuen Testament finden wir eine Art Urstruktur der Kirche. Herr der Kirche ist für alle Zeiten Jesus Christus. Er ist der Handelnde. Er vergibt die Sünden. Er lehrt. Er heilt. Er opfert sich selbst.
Worin besteht die Berufung der Laien?
Youcat 139
Um Jesus herum sind Jünger. Jesus hat diese Laien in seine Nähe und in eine Art Schule genommen. Sie schauen Jesus auf die Hand, sprechen mit ihm. Sie übernehmen seine Intentionen. Sie werden zu zwei und zwei gesandt "in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte." (Lukas 10,1) Diese Jünger nennt Jesus "nicht mehr Knechte" sondern "Freunde" (Johannes 15,15). Die Jünger sind der Motor der Kirche und es ist vielleicht der Schlüssel zur Kirchenkrise unserer Tage, dass es an Jüngern und Jüngerkreisen fehlt - an Leuten also, die aus einer persönlichen Christusbeziehung heraus in ihrer ganz normalen Umwelt im Einsatz Jesu sind. Man kann beim Thema Jünger an Ordenschristen denken, aber diese leben nur zeichenhaft, was alle Jünger realisieren sollen.
Wodurch unterscheidet sich das allgemeine
Priestertum aller Gläubigen vom Weihepriestertum?
Youcat 259
Aus den Jüngern nun nimmt Jesus einige heraus die Apostel. Er dreht sie gewissermaßen um in Richtung Kirche und zu einem unersetzlichen Dienst an ihr. Sie tun in Stellvertretung das, was nur Jesus tun kann: die Kirche von den Sakramenten her aufzubauen, vor allem das Brot brechen (1 Korinther 23,24) und die Sünden vergeben ("Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen" (Johannes 20,23), aber auch verkünden "ob gelegen oder ungelegen" (2 Timotheus 4,2) und im Namen Jesu zu leiten. Die Öffentlichkeit stellt Priester heute vielfach in Frage, nicht nur wegen der Missbrauchskrise. Manche meinen, man könne eine Kirche auch ganz gut ohne Priester organisieren. Das ist aber falsch.
Während man über die Beibehaltung des Zölibats reden kann, ist eine priesterlose Kirche undenkbar; man würde ihre innere Matrix zerstören: Übrigens: Wo eine Kirche brennende Jünger hervorbringt, kommen auch Berufungen zum Priestertum.
Wer das Thema mit Freunden oder einer Gruppe tiefer erarbeiten möchte, kann sich unter www.youcat.org/de/youcatstudyden Studyguide No. 7 kostenlos herunterladen. Die nächste Folge bei Radio Horeb wird am 5. August um 19.45 Uhr ausgestrahlt.