Mit reichen Begabungen ausgestattet, vielseitig interessiert und von wissenschaftlichem Entdeckergeist angetrieben, die ihn auf Reisen durch halb Europa führten, wurde der dänische Konvertit Niels Stensen, der Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie, Geologie und Kristallografie, zu einem der berühmtesten Naturforscher seiner Zeit – und durch seine Gottessuche und Missionstätigkeit zu einem der neuen Seligen. Johannes Paul II. stellt ihn uns als Vorbild für „sein starkes Vertrauen in die Führung der göttlichen Vorsehung in allen Lebenslagen“ vor Augen.
Die biografischen Details aus Niels Stensens Leben könnten Seiten, wenn nicht gar ganze Buchbände füllen. Er wurde am 11. Januar 1638 in Kopenhagen im Schoß einer streng protestantischen Familie geboren. Die wichtigsten Stationen nach dem Besuch der humanistischen Lateinschule seiner Heimatstadt waren Studien der Medizin, der Philosophie und der Mathematik an den Universitäten von Kopenhagen, Rostock, Amsterdam und Leiden, wo er promovierte. Er lehrte und forschte unter anderem in Paris. Der Weitgereiste beherrschte acht Sprachen. Durch Forschungen am menschlichen Herzen, das er als erster Wissenschaftler als Muskel identifizierte, sowie durch seine Entdeckung eines besonderen, nach ihm benannten Organs in der Ohrspeicheldrüse erwarb er sich hohes Ansehen. Stensen war fasziniert von der Schönheit der Schöpfung. In einer seiner Anatomie-Vorlesungen sagte er: „Dies ist der wahre Zweck der Anatomie, die Zuschauer durch das Wunderwerk des Körpers zur Würde der Seele und zur Kenntnis und Liebe des Schöpfers emporzuheben“.
Mit Begeisterung konvertiert
In Paris erhielten seine Zweifel am protestantischen Glauben, die in ihm schon früher eine spirituelle Krise ausgelöst hatten, durch das katholische Umfeld neue Nahrung, und ein Aufenthalt in Florenz und vor allem die Fronleichnamsprozession 1666 in Livorno markierten schließlich die Wende, bei der seine Vorurteile gegen den katholischen Glauben nach und nach abgebaut wurden. Dass so viele Christen sich irren sollten, ließ ihm keine Ruhe, und so bekehrte sich Stensen im November 1667 nach intensiven Gesprächen mit Gelehrten und eingehendem Studium von Bibel und Dogmatik zur katholischen Kirche, was in beiden konfessionellen Lagern zu großem Aufsehen führte. Doch der Übertritt reichte dem glühenden Konvertiten noch nicht: Er wollte selbst ein Apostel, ein Priester werden. Nach einer geologischen Studienreise, die ihn zwischen 1668 und 1670 nach Süd- und Osteuropa führte, ließ sich Stensen in Florenz nieder, wo er bei den reichen Medicis Gönner fand, die ihm 1675 die Erziehung des Prinzen anvertraute. Im selben Jahr wurde er zum Priester geweiht, legte das Gelübde der Armut ab und begann mit seiner „Missions“-Tätigkeit unter den Protestanten. Auf Wunsch des Papstes wurde er 1677 zum Apostolischen Vikar für die Missionen in Norddeutschland und Skandinavien und zugleich zum Titularbischof von Tiziopolis ernannt. Als asketisch lebender Hirte in der Diaspora, der sich zutiefst mit dem Gekreuzigten verbunden fühlte, versammelte er nun die kleine versprengte Herde der Katholiken in Nordeuropa um sich. Dabei führte ihn sein Weg nach Hannover, Münster, Paderborn, Hamburg und schließlich nach Schwerin, wo er am 5. Dezember 1686 mit 48 Jahren verarmt starb. Er wurde in Florenz in der Basilica di San Lorenzo beigesetzt. Stensen wurde am 23. Oktober 1988 von Johannes Paul II. seliggesprochen.
Der selige Nils Stensen. Foto: IN