Christlich-muslimischer Dialog

„Christen müssen die Mentalität von Muslimen verstehen“

Der Patriarch der melkitischen Katholiken spricht im Exklusivinterview mit der „Tagespost“ darüber, wie konstruktives Zusammenleben mit Muslimen gelingen kann.
Der Patriarch der melkitisch griechisch-katholischen Kirche, Joseph I. SMSP
| „Meiner Erfahrung nach ist es kontraproduktiv, mit Muslimen über theologische Inhalte zu sprechen und ihren Glauben zu hinterfragen“, so das Oberhaupt der melkitischen Katholiken.

Für ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen sollten theologische Diskussionen vermieden werden. Dafür plädiert der Patriarch der melkitisch griechisch-katholischen Kirche, Joseph I. SMSP, im Interview mit der „Tagespost“. Der Konflikt zwischen Lehre und Demokratie solle in akademischen Kreisen diskutiert werden. Das Verhältnis von Christen und Muslimen im Nahen Osten ist laut Patriarch Joseph I. SMSP gut, Christen im Westen könnten viel davon lernen. 

Kontraproduktiv, über theologische Inhalte zu sprechen

„Meiner Erfahrung nach ist es kontraproduktiv, mit Muslimen über theologische Inhalte zu sprechen und ihren Glauben zu hinterfragen“, so das Oberhaupt der melkitischen Katholiken. Stattdessen solle man versuchen, eine freundschaftliche Basis aufzubauen. Im Nahen Osten sei das der Fall, Muslime und Christen hätten ein gutes Verhältnis zueinander. „Der Konflikt zwischen Lehre und Demokratie sollte besser in akademischen Kreisen diskutiert werden.“ 

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Auch die Angriffe auf Christen seitens des „Islamischen Staats“ hätten die Beziehung von Christen und Muslimen nicht grundsätzlich zerstört. „Dadurch, dass der IS nicht nur Nicht-Muslime angriff, sondern auch Muslime, die den Lehren des IS nicht zustimmten, bekamen die Menschen schnell ein Verständnis dafür, wie radikale Islamisten sich von Muslimen unterscheiden.“ Zwar gebe es auch Schwierigkeiten was das Zusammenleben von Christen und Muslimen betreffe, jedoch könnten diese überwunden werden. „Christen in den westlichen Teilen der Welt müssen lernen, den Hintergrund und die Mentalität von Muslimen zu verstehen, denn auf lange Sicht werden immer mehr Muslime nach Europa emigrieren.“  

Die melkitisch griechisch-katholische Kirche gehört zur katholischen Kirche, zelebriert die Liturgie aber nach dem byzantinischen Ritus in arabischer Sprache und richtet sich nach dem Kirchenrecht der katholischen Ostkirchen. Der melkitischen Kirche gehören inzwischen rund 2,1 Millionen Christen an. Sie ist somit die größte unierte Kirche im orientalischen Raum. Youssef Absi ist seit 2017 Patriarch der Melkiten.  DT/vwe

Warum immer mehr Christen den Nahen Osten verlassen und wie der Exodus der Christen laut dem Patriarchen aufgehalten werden kann, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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