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Würzburger Bischof: Grundsatzfragen klären, Bruch vermeiden

In den Diskussionen um Frauenweihe und Zölibat kann sich der Würzburger Bischof Jung keinen deutschen Sonderweg vorstellen. Worum es wirklich gehe, sei ohnehin die Gottesfrage.
Frauen fordern Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Es brauche „eine Verständigung auf den richtigen gemeinsamen Weg in die Zukunft“, so der Würzburger Bischof angesichts anhaltender Forderungen nach einer Liberalisierung der Kirche.

Nach Ansicht des Würzburger Bischofs Franz Jung müssen die großen Fragen wie die Weihe von Frauen und Zölibat auf Ebene der Weltkirche entschieden werden. „Einen wie immer gearteten deutschen Sonderweg kann ich mir nicht vorstellen“, so Jung im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich seines ersten Amtsjubiläums. Er sei sich auch nicht sicher, ob es redlich wäre, den Diakonat der Frau nur als ersten Schritt zu sehen. Der Würzburger Bischof wirft diesbezüglich die Frage auf, ob man nicht eher die Grundsatzfrage klären müsse: „Frau im Amt, ja oder nein?“

Jung: Große Unruhe und viel Verunsicherung

Der von der deutschen Bischofskonferenz im Frühjahr beschlossene „synodale Weg“ werde wohl nur theologische Vorarbeit leisten, so Bischof Jung weiter. Er spüre eine große Unruhe und viel Verunsicherung, ausgelöst durch den Missbrauchsskandal. Daher brauche es „eine Verständigung auf den richtigen gemeinsamen Weg in die Zukunft“.

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An dieser Stelle könne das Jahresmotto des Bistums Würzburg aus dem Zweiten Timotheusbrief einen Leitfaden bieten: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Das deutet Jung folgendermaßen: „Kraft, das heißt beherzt die Dinge anzugehen. Liebe bedeutet, im Gespräch miteinander bleiben, ohne es zum Bruch kommen zu lassen. Und Besonnenheit meint, sich darauf zu besinnen, worum es wirklich geht.“ Dies seien letztlich nicht die Fragen nach dem Frauenpriestertum und dem Zölibat, „das ist die Gottesfrage“.  

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist
der Verzagtheit gegeben, sondern den
Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit"
Jahresmotto des Bistums Würzburg aus dem Zweiten Timotheusbrief

Angesprochen auf sein Treffen mit protestierenden Frauen der Kirchenstreik-Bewegung „Maria 2.0“ antwortet der Würzburger Bischof: „Eine junge Frau fragte mich: Ist man nicht mehr katholisch, wenn man die Frage nach dem Weiheamt stellt? Ich wollte ihr das Signal geben, dass man diese Frage stellen und trotzdem katholisch sein kann.“

Keinen Schnellschuss machen, der zu einer Spaltung führt

Grundsätzlich nehme er wahr, dass sich die Menschen mit der Antwort „Das ist irgendwann mal entschieden worden und wir reden nie mehr darüber“ nicht mehr zufrieden geben. Ihm sei aber wichtig, so Jung, die Einheit der Kirche zu wahren. „Das heißt, keinen Schnellschuss zu machen, der zu einer Spaltung führt, auch wenn ich merke, dass die Ungeduld wächst.“

DT/mlu

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