Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung 14. Oktober: Der Wochenheilige

Hl. Papst Calixtus I

Der heilige Papst Calixtus I. Von Claudia Kock
14. Oktober: Der Wochenheilige Der heilige Papst Calixtus I.

Der römische Stadtteil Trastevere war in der Antike ein lärmendes, schmutziges Hafenviertel am Tiber. Mitten drin standen dicht gedrängt mehrstöckige Mietskasernen, in denen Hafen- und Lagerarbeiter, Fischer und Handwerker wohnten, überwiegend Einwanderer aus dem hellenistischen Osten, die statt Latein ein volkstümliches Griechisch sprachen. Gegenüber, auf der anderen Tiberseite, lag das jüdische Viertel mit der Synagoge. In diesem Umfeld bildete sich die erste christliche Gemeinde von Rom.

Unter Kaiser Augustus, so die Überlieferung, war mitten in Trastevere eine ölhaltige Quelle hervorgesprudelt, die die Juden als Zeichen für die bevorstehende Ankunft des Messias deuteten und die Christen später auf die Geburt Jesu bezogen. Über dieser Quelle steht heute die Basilika „Santa Maria in Trastevere“, die aus einer Hauskirche hervorging, die Papst Calixtus I. errichtet haben soll, dessen Gedenktag die Kirche am 14. Oktober feiert.

Der Aufstieg von einem Sklaven zum Papst

Calixtus wurde gegen Ende des zweiten Jahrhunderts in Rom als Sklave eines Christen mit Namen Carpophorus geboren. Dieser setzte ihn als Verwalter einer Bank für arme Witwen und Waisen ein. Calixtus veruntreute die Gelder jedoch und wurde, als er seine Schuld nicht zurückzahlen konnte, zur Arbeit in den Metallminen nach Sardinien verbannt, was praktisch einem Todesurteil gleichkam.

Seine Rettung kam durch eine christliche Konkubine des Kaisers Commodus mit Namen Marcia, die sich für die Freilassung der zur Minenarbeit verurteilten Christen einsetzte. So kehrte auch Calixtus nach Rom zurück, wo ihm vergeben und er wieder in die christliche Gemeinde aufgenommen wurde.

Viktors Nachfolger Zephyrinus machte ihn zum Vorsteher eines Friedhofs an der „Via Appia“, der heute als „Calixtus-Katakombe“ bekannt ist. Es war der erste Friedhof überhaupt, der nicht in privater Hand war, sondern von der Kirche verwaltet wurde und damit allen Gläubigen offenstand, unabhängig von Vermögen und sozialer Stellung. Als Zephyrinus im Jahr 217 starb, wurde Calixtus sein Nachfolger auf dem Stuhl Petri.

Das Pontifikat von Papst Calixtus I.

In dogmatischer Hinsicht war die Zeit durch die Herausformung der Lehre von der Dreifaltigkeit geprägt, die 325 auf dem Konzil von Nizäa endgültig formuliert wurde. In diesem Zusammenhang exkommunizierte Calixtus den Priester Sabellius, der eine Lehre verbreitete, der zufolge Vater, Sohn und Heiliger Geist keine Personen, sondern nur „Erscheinungsformen“ des einen Gottes seien. Auch die kirchliche Ehelehre entwickelte er weiter, indem er Ehen zwischen Frauen höheren und Männern niederen Ranges, die vom römischen Staat nicht anerkannt waren, als legitim erklärte.

Vor allem aber gilt Calixtus als der Papst, der die Barmherzigkeit zum Mittelpunkt seines Pontifikats machte – wohl aus seiner eigenen Erfahrung von Vergebung in der Kirche heraus. So schaffte er die bis dahin übliche Bußzeit nach der Vergebung schwerer Sünden ab und nahm auch reuige Mörder und Ehebrecher wieder in die Kirche auf. Diese sollte für Calixtus ein Haus der Barmherzigkeit sein, das allen Sündern offenstand und wo diese Vergebung und Versöhnung erfahren konnten.

Grausamer Märtyrertod

Diese von vielen als zu lax empfundene Haltung brachte Calixtus nicht wenige Feinde innerhalb der Kirche ein. Vor allem der für seinen Rigorismus bekannte Nordafrikaner Tertullian übte harte Kritik an Calixtus, ebenso der Kirchenschriftsteller Hippolyt, der Calixtus' Wahl zum Bischof in Rom in Frage stellte und Gleichgesinnte um sich scharte, in deren Mitte er als erster „Gegenpapst“ der Geschichte auftrat.

Der Depositio martyrum zufolge starb Calixtus im Jahr 222 den Märtyrertod. Er wurde verhaftet und in Trastevere mit einem Stein um den Hals in einen Brunnen geworfen. Den Brunnen sieht man heute noch in der kleinen Kirche „San Callisto“ in unmittelbarer Nähe von „Santa Maria in Trastevere“.

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