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24. Oktober: Die selige Maria Tuci

Mit 22 Jahren starb die aus Nordalbannien stammende Maria Tuci an den Folgen einer grausamen Folter aus Glaubenshass.
Maria Tuci, Tagesheilige am 24.Oktober
Foto: Einig | Die selige Maria Tuci.

Am 21. September 2014 stattete Papst Franziskus Albanien einen eintägigen Besuch ab. In dem Balkanstaat, der 1967 zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ erklärt wurde, waren seit der Machtübernahme des kommunistischen Regimes nach den Zweiten Weltkrieg alle Religionen jahrzehntelang grausam unterdrückt worden. In der Hauptstadt Tirana fuhr der päpstliche Konvoy durch die Hauptstraße, die mit den Monumentalporträts von 38 Katholiken geschmückt war, die zwischen 1945 und 1974 aus Glaubenshass ermordet worden waren und die als die „Albanischen Märtyrer“ bekannt sind. Die einzige Frau in dieser Gruppe ist Maria Tuci, die mit 22 Jahren an den Folgen einer grausamen Folter starb.

Maria Tuci stammte aus Ndërfushaz, einem kleinen Dorf in der Mirdita, einer Gebirgsregion in Nordalbanien. Sie wurde am 12. März 1928 als Tochter des katholischen Ehepaars Nikoll Mari Tuci und Dila Fusha geboren und besuchte die höhere Schule der italienischen Kongregation der „Armen Töchter von den Stigmata des heiligen Franziskus“, kurz „Stigmatinen“ genannt, in Shkodra. Sie machte anschließend eine Ausbildung zur Lehrerin und trat dann als Postulantin in die Kongregation ein.

1946, nach der Machtübernahme des Diktators Enver Hoxha, wurden die italienischen „Stigmatinen“ des Landes verwiesen, während ihre albanischen Mitschwestern in ihre Familien zurückkehren mussten. Maria Tuci übernahm zusammen mit einer Mitschwester im Auftrag des Bischofs von Lezha, Frano Gjini – ebenfalls einer der „38 Märtyrer“ – einen Posten als Grundschullehrerin in zwei Dörfern ihrer heimatlichen Mirdita und erteilte gleichzeitig heimlich Katechismus-Unterricht für die katholischen Kinder. Sie kümmerte sich aufopfernd um ihre Schüler und kaufte ihnen auch die Schulmaterialien aus eigener Tasche, wenn die Familien sie nicht bezahlen konnten. Gleichzeitig versuchte sie zusammen mit einigen Seminaristen und anderen jungen Katholiken gegen das atheistische Regime vorzugehen, indem sie sich an der Verteilung von Flugblättern beteiligte, die die Bevölkerung über Hoxhas unrechtmäßige Machtübernahme aufklären sollten. Ebenso wie die anderen albanischen „Stigmatinen“, insgesamt 28, blieb sie trotz der Versprengung der Kongregation ihrer Ordensberufung treu. Um regelmäßig die heilige Messe zu besuchen, musste Maria in die nächstgelegene Stadt gehen, was einen Fußmarsch von sechs oder sieben Kilometern bedeutete.

Am 7. August 1949 wurde der Sekretär der Kommunistischen Partei in der Mirdita, Bardhoc Biba, ermordet. Da man den Mord den Katholiken in die Schuhe schob, wurden als Repressalie 300 von ihnen verhaftet, darunter als einzige Frau Maria Tuci. Sie wurde in das Gefängnis in Shkodra gebracht und zu einer dreijährigen Haft verurteilt. Zusammen mit drei Mitgefangenen sperrte man sie in eine fensterlose, ungeheizte Zelle, in die bei Regen Wasser eindrang und die Matratzen durchnässte. Immer wieder wurde sie zum Verhör geholt mit dem Versprechen auf Freilassung, wenn sie den Namen des Mörders preisgeben würde. Im Gefängnis zog Maria, die eine sehr hübsche junge Frau war, die Aufmerksamkeit des Chefs der Geheimpolizei auf sich. Als sie sich seinen unsittlichen Annäherungsversuchen widersetzte, ordnete er eine grausame Folter an: Maria wurde nackt in einen Sack gesteckt, zusammen mit einer wilden Straßenkatze. Immer wieder schlugen Polizisten auf den Sack, so dass die Katze um sich kratzte und biss. Als Maria sich nicht mehr regte, wurde der Sack geöffnet. Schwer verletzt von den Katzenbissen wurde sie ins Krankenhaus von Shkodra transportiert. Dort besuchten sie am 22. August 1950 einige Mitschwestern; Maria war so entstellt, dass sie sie kaum wiedererkannten. Dennoch sagte sie: „Ich danke Gott, weil ich als freier Mensch sterbe.“ Zwei Monate später, am 24. Oktober, starb sie an den infizierten Wunden. Zusammen mit den anderen 37 Albanischen Märtyrern wurde Maria Tuci am 5. November 2016 in Shkodra seliggesprochen.

Themen & Autoren
Claudia Kock Bischof Heilige Katholikinnen und Katholiken Katholizismus Papst Franziskus Päpste

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