Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung 15. September: Wochenheilige

Pater Richard Henkes SAC

Am 15. September wird im Limburg der Pallottinerpater Richard Henkes seliggesprochen. Der gebürtige Westerwälder starb im Jahr 1945 als Märtyrer im KZ Dachau.
Richard Henkes SAC - Seligsprechung am 15. September

In dieser Woche bekommt die Kirche einen neuen Seligen: Am Sonntag, den 15. September, wird Kardinal Kurt Koch im Auftrag von Papst Franziskus im Hohen Dom zu Limburg den Pallottinerpater Richard Henkes zur Ehre der Altäre erheben. Henkes starb am 22. Februar 1945 im KZ Dachau an Typhus, nachdem er sich nach einem Ausbruch der Seuche freiwillig im Quarantäneblock hatte einschließen lassen, um Mitgefangene zu pflegen. Sein Seligsprechungsprozess wurde 1980 bei einer Begegnung von Priestern, die das KZ Dachau überlebt hatten, mit Papst Johannes Paul II. in Fulda angeregt und 2003 im Limburg feierlich eröffnet. Die Überlebenden erkannten in Henkes einen „Märtyrer der Nächstenliebe“, vergleichbar mit Maximilian Kolbe. Am 22. Dezember 2018 bestätigte Papst Franziskus das Martyrium.

Vom Kriegsdienst zum Priesterberuf

Richard Henkes wurde am 26. Mai 1900 in Ruppach im Westerwald geboren. Schon als Zwölfjähriger träumte er davon, Pallottiner-Missionar in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun zu werden, und wurde daher an das Studienheim der Pallottiner in Vallendar gesandt. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst verpflichtet. 1919 holte er das Abitur nach und trat sofort in die Gemeinschaft der Pallottiner ein, wo er zwei Jahre später die Profess ablegte. 1925 empfing er in Limburg die Priesterweihe.

Da Kamerun inzwischen an Frankreich und England gefallen war, waren auch seine Missionsträume geplatzt; im Lehrerberuf fand er seine neue Bestimmung. Er unterrichtete zunächst an Schulen in Schönstatt und in Alpen am Niederrhein und wurde 1931 nach Katscher in Oberschlesien und 1937 ins schlesische Frankenstein versetzt.

Einsatz gegen die nationalsozialistische Ideologie

Im selben Jahr geriet Richard Henkes ins Visier der nationalsozialistischen Machthaber, da er sich unbeirrt zu den Werten des Christentums bekannte und in der Schule, in Predigten und Exerzitienkursen gegen die Ideologie der Machthaber und für das Evangelium und die katholische Lehre eintrat. Es kam zu ersten Anzeigen gegen ihn. 1938 musste er sich wegen kritischer Äußerungen über Hitler in Breslau einem Prozess stellen und entkam einer Verurteilung nur durch eine Amnestie, die im Zuge des Anschlusses Österreichs verhängt worden war. Danach nahmen die Pallottiner ihren gefährdeten Mitbruder aus dem Schuldienst. Er blieb in der Jugendseelsorge und als Exerzitienmeister tätig und predigte mit großer Leidenschaft, wobei er sich unverblümt gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten wandte. „Einer muss ja die Wahrheit sagen!“, lautet sein wohl bekanntestes Zitat.

Das Martyrium im KZ Dachau

Nach mehreren Verwarnungen durch die Gestapo wurde der Pallottiner-Pater, der kein Blatt vor den Mund nahm, schließlich am 8. April 1943 nach einer Predigt im oberschlesischen Branitz verhaftet, dann nach Ratibor und am 10. Juli 1943 ins KZ Dachau gebracht. Hier begegnete er dem späteren Erzbischof von Prag, Josef Beran, und lernte trotz der unmenschlichen Haftbedingungen bei ihm Tschechisch, mit dem Wunsch, nach seiner Entlassung auch im tschechischen Teil Oberschlesiens wirken zu können.

Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn Ende 1944 brach in Dachau eine Typhusepidemie aus. Um den Kranken beizustehen, ließ er sich freiwillig in einen Quarantäneblock einschließen, bevor ein anderer dazu gezwungen werden würde. Dies bedeutete für ihn den sicheren Tod. Er infizierte sich und starb kurz vor Kriegsende, am 22. Februar 1945.

Die Seligsprechung

„Die bevorstehende Seligsprechung von Pater Henkes wird ein Fest für unsere Diözese und für die Pallottiner“, erklärte der Bischof von Limburg, Georg Bätzing. „Henkes hat sich der Bevormundung des Denkens und Glaubens in der Nazizeit mutig entgegengestellt und dafür die Konsequenzen sehenden Auges übernommen.“ Bätzig sieht in Henkes einen „Boten der Mitmenschlichkeit“, der sich gegen Hetze, Rassismus und alle Versuche, die Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen und Nationen gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen, eingesetzt habe. „Leider Gottes ist dieses Zeugnis ja heute wieder so wichtig. Pater Henkes lehrt mich, dass der Glaube an Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, auch heute mutig gelebt werden will.“

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