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Zölibats-Buch erregt weiter die Gemüter

Die zwei Päpste: Eugenio Scalfari schreibt, für Franziskus sei der Fall erledigt.
Papst Franziskus und das Zölibats-Buch
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | In einem Brief an die rechtsnationale Tageszeitung „La Verità“ erhebt der im Untergrund lebende Ex-Nuntius Erzbischof Carlo Maria Viganò schwere Vorwürfe gegen den Privatsekretär des Emeritus, Erzbischof Georg ...

In den italienischen Medien hält die Debatte um das Zölibats-Buch von Kardinal Robert Sarah an – allerdings immer mit dem Blick auf das Verhältnis zwischen amtierendem und emeritiertem Papst. Der greise Laizisten-Papst Eugenio Scalfari war ausgerechnet am Montag bei Franziskus in  Santa Marta, als sich die Nachrichten über das Buch überschlugen, was für „La Repubblica“, dem von Scalfari gegründeten Sprachrohr des links-liberalen Italiens, Anlass war, das Gespräch am Donnerstag als zweiseitiges Interview und als Titel-Thema auf Seite Eins zu präsentieren.

Franziskus: Es gibt immer jemanden, der dagegen ist

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Scalfari, der von seinen Gesprächen mit Franziskus keine Aufzeichnungen oder Mitschnitte anfertigt, gibt an, dass die Angelegenheit der ursprünglich als „Buch aus vier Händen“ angekündigten Publikation von Sarah und Ratzinger für Papst Franziskus erledigt sei. Scalfari schreibt, er habe Franziskus zu Beginn des Gesprächs gefragt, mit welchen inneren Reaktionen er, der Papst, auf die Gruppe schaue, die in Opposition zu seinem Pontifikat stehe. Daraufhin habe ihm Franziskus geantwortet, dass es immer jemanden gebe, der in einer Organisation, die 1,2 Milliarden Menschen umfasse, „dagegen“ sei. Für den amtierenden Papst sei der aktuelle Fall des Buchs allerdings abgeschlossen.

Franziskus, so gibt Scalfari die Haltung des Papstes mit eigenen Worten wieder, habe den Versuch einer Gruppe von Kardinälen hinter Sarah nicht ernst genommen und von Benedikt am Tag vor deren Treffen, also am Sonntag, die „freundschaftliche und brüderliche“ Zusicherung erhalten, dass er sich nicht auf die Seite von Sarah geschlagen und auch kein Buch mit zweifacher Autorenschaft autorisiert habe. Da aber die Veröffentlichung des Zölibats-Buchs erst am Sonntagabend europäischer Zeit von der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ bekannt gemacht wurde, klingt die Aussage von Scalfari unglaubwürdig. Dass Benedikt noch am Sonntag die besagte Solidaritätsadresse an Franziskus abgegeben haben soll, ist völlig unwahrscheinlich. Das in „La Repubblica“ wiedergegebene Gespräch zwischen Franziskus und Scalfari wandte sich dann den Heiligen und der bedrohten Umwelt zu.

Viganò greift Gänswein an

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In einem Brief an die rechtsnationale Tageszeitung „La Verità“, den diese in der Donnerstagsausgabe auf Seite Zwei veröffentlicht hat, erhebt der im Untergrund lebende Ex-Nuntius, Erzbischof Carlo Maria Viganò, schwere Vorwürfe gegen den Privatsekretär des Emeritus, Erzbischof Georg Gänswein. Dieser habe ihn gegen Ende seiner Amtszeit als Nummer Zwei der Verwaltung des Vatikanstaats vom damals amtierenden Papst Benedikt abgeschirmt und nicht mehr zu Audienzen vorgelassen. Benedikt hatte Viganò in jenen Jahren 2011 und 2012 gegen dessen Willen als Nuntius in die Vereinigten Staaten versetzt. Zu Gänswein schreibt Viganò jetzt, dieser habe in der Angelegenheit des Zölibats-Buchs gegenüber den Medien das Gegenteil von dem behauptet, was aus dem von Sarah bekannt gemachten Briefwechsel zwischen Benedikt und dem Kardinal zur Publikation des Buchs hervorgehe. In Wirklichkeit belegt dieser Schriftwechsel, vor allem der letzte Brief Ratzingers vom 25. November vergangenen Jahres, dass es dem emeritierten Papst immer nur um seinen Beitrag ging, den er zu der Veröffentlichung Sarahs beigesteuert hat.

Der verwüstete Weinberg

Abgerundet werden die Blüten um das Zölibats-Buch durch die in mehreren italienischen Zeitungen veröffentlichte Nachricht, dass die zu Ehren von Benedikt XVI. gepflanzten Weinstöcke im Garten der päpstlichen Villa in Castel Gandolfo verschwunden sind. Nachdem sich der neugewählte Papst 2005 als „demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“ vorgestellt hatte, waren auf Initiative einer Winzerei in der Toskaner diese Weinstöcke dort gepflanzt worden, wo Papst Benedikt später oft spazieren ging. Jetzt sind sie plötzlich verschwunden und keiner der römischen Zeitungen ist es gelungen, dazu eine Erklärung der Verwaltung der päpstlichen Villen zu erhalten.

DT/gho

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