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Woelki lehnt Petitionen ab

"Ich möchte keine Galionsfigur sein - weder für das eine noch das andere Lager." Der Kölner Erzbischof warnt vor einem Auseinanderdriften von Positionen und will Gräben überwinden.
Kardinal Rainer Maria Woelki sieht die Petitionen kritisch.
Foto: Marius Becker (dpa) | Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, sieht die Petitionen, die seine Person betreffen, kritisch. Woelki warnt davor, die Spaltung zu verstärken.

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat sich ablehnend zu Online-Petitionen geäußert, die seine Person betreffen. In den letzten Wochen und Monaten sei deutschlandweit intensiv und kontrovers über die Zukunft der Kirche diskutiert worden. Er halte diesen Austausch für sehr wichtig, denn er sei Ausdruck einer lebendigen Kirche, sagte Woelki in einem Interview mit CNA Deutsch. „Allerdings sehe ich auch mit großer Sorge ein Auseinanderdriften von Positionen, das wir dringend aufhalten müssen“, betonte der Kardinal. „Plakative Aktionen und Abstimmungen helfen nicht, sondern verstärken nur diese Spaltung durch Einseitigkeit und teilweise auch durch eine Verrohung im Ausdruck. Mit Schrecken sehen wir in unserer Gesellschaft, wohin solche Polarisierungen führen können!“

 Für Interviewäußerungen zum Synodalen Weg hatte Woelki Kritik wie Zustimmung erhalten. Derzeit laufen zwei Petitionen, die sich mit seiner Person befassen. Eine Petition wirft ihm vor, die "Zeichen der Zeit" nicht zu verstehen und "dringend benötigte Reformen" zu blockieren. Die andere Petition zeigt sich mit Woelki solidarisch, verspricht ihm "Verbundenheit im Gebet" und erinnert daran, dass die Kirche wieder "Fels in der Brandung" sein müsse, jedoch "nicht durch Populismus, sondern durch Christozentrik“.

Woelki: Diese Engführungen sind Ausduck des grundsätzlichen Richtungsstreits

Für Woelki geht es in diesen Petitionen weniger um seine Person. Der Kardinal hält diese „Engführungen“ für „Ausdruck des grundsätzlichen Richtungsstreits.“ „Ich möchte keine Galionsfigur sein – weder für das eine noch das andere Lager, betonte der Kölner Erzbischof im Interview. In dieser schwierigen Lage sei es vor allem wichtig, miteinander zu sprechen statt übereinander abzustimmen. Am Anfang der österlichen Bußzeit sei es gut, sich zu fragen, wie man zueinander finden könne. „Ich möchte mir es selbst zur Aufgabe machen: Zusammenzuführen, Gräben zu überwinden, aufeinander zuzugehen“, so der Kardinal.

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Im Vorfeld der ersten Synodalversammlung habe er einige Dinge kritisiert. Dazu hätte die Vorfestlegung auf bestimmte Themen gehört. Aus Sicht Woelkis habe dies Vorfestlegung einen notwendigen offenen Austausch erschwert. Außerdem habe er für ein fünftes Forum zum Thema "Evangelisierung" geworben. Für die kommenden Sitzungen der Synodalversammlung sei es wichtig, „dass wir noch breiter darüber sprechen, wie wir bei vielen Menschen ein neues Verständnis für unsere Frohe Botschaft erzeugen können. Dafür müssen sich alle aufeinander zubewegen!“, sagte Woelki gegenüber CNA.

Für bestimmte Fragen braucht es weltkirchlichen Konsens 

„Dazu gehört es, auf der einen Seite zu akzeptieren, dass für bestimmte Fragen ein weltkirchlicher Konsens notwendig ist. Daran zu erinnern zähle ich zu meinen Aufgaben als Kardinal der Weltkirche.“ Auf der anderen Seite sehe er bei Fragen wie einer stärkeren Förderung von Frauen in Leitungspositionen, bei der Einrichtung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit und weiteren Punkten viel Konsens. „Dieses Potenzial gilt es schnell zu heben“, hob der Kölner Erzbischof hervor.

DT

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