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Wahrheit festhalten oder Anschluss finden

Eine Antwort aus Rom und deutsche Reaktionen darauf zeigen den Grundkonflikt der Kirche in unserer Zeit. Wahrheiten scheinen nicht mehr so in Mode zu sein. 
Vögel über den Tiber
Foto: Sergii Kolesnyk via www.imago-im (http://www.imago-images.de/) | In Rom will man auch unter Papst Franziskus weiterhin an Wahrheiten festhalten. Im Bild: Petersdom und Tiberbrücke.

Die Reaktionen deutscher Kirchenvertreter auf die römische Antwort auf die Dubia zur Segnung homosexueller Paare war vorhersehbar. Man hätte mit wenig Fantasie die Meldungen bereits vor den Stellungnahmen schreiben können. 

Ein Vorspiel und der Konflikt

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Wie ein Vorgeplänkel zum jetzigen Konflikt wirkte die Predigt von Bischof Bätzing am vergangenen Sonntag in Frankfurt. Darin hatte der Vorsitzende der DBK eine konservative Minderheit angeprangert, für die es eine Katastrophe sei, wenn auf dem synodalen Weg vermeintlich notwendige Reformen diskutiert würden. Für viele dieser nach Bätzings Lesart Reformwilligen gehört die Einführung einer die Segnung homosexueller Partnerschaften durch die Kirche unbedingt zu den nötigen Reformen. Als Mitglied der angeprangerten konservativen Minderheit hat sich ausgerechnet die Glaubenskongregation in Rom zu erkennen gegeben.

Ein Musterbeispiel

Mit ausdrücklicher Billigung des Papstes erklärte diese Kongregation, dass die Kirche keine Vollmacht zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat. Bräuchte man ein Musterbeispiel, um den Grundkonflikt zwischen den nur zu gerne als konservativ verunglimpften Katholiken, die an der Lehre festhalten wollen, mit den selbsternannten Reformern zu demonstrieren, hier wäre ein solches. Die Wahrheit ist, dass die Kirche diese Segnungen nicht vornehmen darf. Die gesellschaftlich anschlussfähige Position ist, dass die Kirche mit nur hinreichend gutem Willen diese Segnungen schon würde einführen können. Exakt dort liegt der Grundkonflikt: Existieren zeitlos gültige Wahrheiten, an denen die Kirche festhalten muss oder ist es Aufgabe der Kirche, sich jederzeit geschmeidig gesellschaftlich anschlussfähig zu halten? In Rom will man, wie man nicht erst jetzt sieht, auch unter Papst Franziskus an den Wahrheiten festhalten.

Eine umfassende Berichterstattung zu Antwort auf eine Dubia zur Segnung homosexueller Partnerschaften und den Konflikt in der Kirche in Deutschland lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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Peter Winnemöller Bischof Katholikinnen und Katholiken Minderheiten Papst Franziskus Päpste

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