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Bischof Voderholzer distanziert sich von Viganò-Appell

Er mache sich die Worte des DBK-Vorsitzenden Bätzing zu eigen, so Bischof Rudolf Voderholzer. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer legt mit Kritik nach und spricht von „kruden Verschwörungsmythen“.
Rudolf Voderholzer äußert sich zum Corona-Appell
Foto: Armin Weigel (dpa) | Der Regensburger Bischof Voderholzer äußert sich zum Corona-Appell von Erzbischof Viganò und verweist auch auf frühere Äußerungen zum Umgang mit dem Virus.

Der Regensburger Bischof Rudof Voderholzer distanziert sich von dem von Ex-Nuntius Carlo Maria Viganò unterzeichneten Aufruf zur Coronavirus-Pandemie. Wie es in einer Stellungnahme aus dem Bistum heißt, mache sich Voderholzer die Worte des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, „ausdrücklich zu eigen“. 

Bätzing hatte am Samstag gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) erklärt: „Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands. Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet.“ Zudem verwies Voderholzer auf frühere Äußerungen zum Umgang mit dem Virus.

Ebenso distanzierte sich der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst von den „gefährlichen Theorien“ in dem Appell "Veritas liberabit vos". „Wer die Bemühungen der Politik, Menschenleben vor dem Coronavirus zu schützen, in eine dubiose Weltverschwörung umdeutet, spielt mit dem Feuer!“, schrieb Fürst auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Pfeffer: Nähe zu Rechtspopulisten im Text erkennbar

Auch der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer äußerte sich abermals kritisch zum Viganò-Aufruf: Im Interview mit dem „Spiegel“ sprach Pfeffer von „kruden Verschwörungsmythen“, für die keine Fakten und Belege präsentiert würden. „Stattdessen wird von finsteren Mächten geraunt.“ Insgesamt wünsche er sich noch mehr deutliche Worte, so Pfeffer weiter. Bisher halte sich der Widerspruch in Grenzen. 

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Zudem erklärte Pfeffer, er erkenne in dem Text eine Nähe zu Rechtspopulisten und auch zu den Anti-Corona-Demonstrationen, die in vielen Städten Deutschlands stattfinden. „Diese Thesen werden in dem Text nun in ein religiöses Gewand gehüllt. Dass hochrangige Vertreter der katholischen Kirche so etwas verbreiten, ist erschreckend und gefährlich. Es macht mich fassungslos." Der von Kardinälen, Bischöfen und katholischen Laien unterzeichnete Text, in dem die Einschränkung fundamentaler Freiheiten im Zuge der Corona-Bekämpfung kritisiert und vor Panikmache gewarnt wird, war am Donnerstag in mehreren Sprachen veröffentlicht worden.

Kirche hat kein generelles Problem mit Verschwörungstheorien

Auf die Frage, ob die katholische Kirche besonders anfällig für Corona-Verschwörungstheorien sei, antwortete Pfeffer: „Ich glaube nicht, dass die katholische Kirche ein generelles Problem hat. Religiöse Menschen begeben sich aber immer auf eine Gratwanderung.“ Wer religiös sei, glaube an etwas Übermenschliches, das jenseits dessen liege, was man mit Vernunft begreifen könne. Gleichzeitig sei es aber wichtig, dass Gläubige „mit beiden Beinen auf dieser Erde bleiben“. Es zeige sich, dass sich der eine oder andere von vernünftigen Argumenten verabschiede. „Das ist schon heftig“, so Pfeffer. 

In dem „Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens“ warnen die Unterzeichneten vor Panikmache angesichts der Coronakrise. Unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie würden in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit, so das Papier. Wörtlich heißt es im Aufruf: „Diese illiberalen Steuerungsversuche sind der beunruhigender Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht.“

DT/mlu

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